von: Urs Heinz Aerni
21. Dezember 2018

„Zwischen Liegen und Sitzen“

Wir stellen Schreibenden Fragen. Hier die in Wien lebende Schriftstellerin Angelika Reitzer.

Angelika Reitzer, Wien, 2017, Copyright www.peterrigaud.com - Verlag Jung und Jung Wien © Angelika Reitzer, Wien, 2017, Copyright www.peterrigaud.com

Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…

Angelika Reitzer: Menschen, ihre eigene Geschichte zu erzählen, ohne dass eine(r) Schreiberling sein muss – es braucht „nur“ ZuhörerInnen!

Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:

Reitzer: der Fauteuil in meinem Arbeitszimmer, immer so zwischen Liegen und Sitzen, so lange es Kopf und Kreuz aushalten, bis ich wieder aufspringe, hinauslaufe, den Kopf freilaufe und gleichzeitig volltanke.

Aerni: Der Lesende darf meine Bücher…

Reitzers: in seinem oder ihrem Sinn weiterdenken, weiterschreiben, widerlegen, wieder lesen, wegschmeißen, verschenken.

Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…

Reitzer: ebenso häßlich und schön, traurig und bitter, lächerlich, hoffnungsvoll und untergangsgeweiht sein wie mit Büchern, aber …

Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…

Reitzer: die Hässlichkeit, Schönheit, Trauer, Bitterkeit, Lächerlichkeit, Hoffnung, Apokalypse zu reflektieren, aus- und einzublenden, zu verdrängen, zu verstehen, zu vergessen.

Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…

Reitzer: die beste Form, mich mit der Welt auseinanderzusetzen, mich den Menschen sowohl zuzuwenden als auch von ihnen zurückzuziehen. Absolute Notwendigkeit.


Angelika Reitzer, geboren 1971 in Graz, studierte Germanistik in Salzburg und Berlin und lebt heute als Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Hermann-Lenz-Stipendium 2007, Reinhard-Priessnitz-Preis 2008, Literaturpreis des Landes Steiermark 2014, Outstanding Artist Award fur Literatur 2016.