von: Urs Heinz Aerni
24. Oktober 2014

Zum Entdecken: Messerwetzen im Team Shakespeare

Der neue Kriminalroman von Ulrich Land spielt im 16. Jahrhundert in London und liefert erst noch Rezepte mit.

© WDR - Ulrich Land im Einsatz

Informationen vom Verlag:

1593, Deptford bei London. In einer Kneipe wird Christopher Marlowe angeblich wegen Zechprellerei erstochen, jung an Jahren und einer der erfolgreichsten Dramatiker im elisabethanischen England. Im gleichen Jahr wie Shakespeare geboren (also vor 450 Jahren) und mit ihm in regem Kontakt. So viel ist sicher. Doch da kommt die Überlieferung schon ins Stocken. Der Mord wurde nie wirklich aufgeklärt. Waren Marlowes Mörder – wie er selbst – in geheimdienstliche Händel verstrickt? Oder steckte die Clique der jungen Dichter um Shakespeare dahinter? War es die knallharte Konkurrenz mit dem Dichterfürsten Englands, die ihn das Leben kostete? Und: Wer war eigentlich dieser Shakespeare? Historisch verbrieft ist nur, dass er ein gewiefter Geschäftsmann war – und auf Marlowe womöglich nicht besonders gut zu sprechen.

 

Kommentar:

Ulrich Land nimmt Legenden und Wahrheiten auf, spinnt sie weiter und zeichnet drum herum Figuren in seinen Romanen, die dem Lesenden sehr vertraut werden, als hätten sie genau so gelebt und gehandelt … was vielleicht auch so war? Auf jeden Fall, man liest seine Bücher mit Vergnügen und die Neugier für die Stoffe ist geweckt. Urs Heinz Aerni

 

Leseprobe:

»So wart er hier!«, war eine wispernde, aber deshalb nicht minder schneidende Stimme zu vernehmen. »Keinesfalls ausspannen! Und …« – die Stimme wurde noch leiser und noch schneidender – »… und sieh er zu, dass die Klepper leise sind. Keinen Mucks! Haben wir uns verstanden?« Ohne eine Antwort abzuwarten, entfernte sich Walsingham. Die Beine stocksteif von der endlosen Kutschfahrt, knirschte er ein paar erste Schritte über den Schotter zur anderen Seite des Hofes. Was die vier Rappen, die aus der dritten Garde des Königshofes Ihrer Majestät selbst stammten, mit einem, wie’s schien, erleichterten Schnauben quittierten. Thomas Walsingham drehte sich um, durchbohrte den Kutscher mit einem pfeilspitzen Blick und schleuderte ein erneutes »Haben wir uns verstanden?» herüber. Bevor er sich nun endgültig rüber zum Wirtshaus begab. Auf seinen Schattenriss vor dem hell erleuchteten Flur allerdings wartete man vergebens. Die Tür wurde nicht geöffnet, Walsingham zog es – merkwürdig genug – vor, nicht einzutreten. Vielmehr muss er sich in den alten Bretterverschlag gleich neben dem Seitengebäude gedrückt haben.
Mit und ohne Walsinghams Befehl kehrte in und zwischen den Pferdeställen zügig Ruhe ein. Der Knecht arbeitete eh nur bis zur Dämmerung, so lange das Tageslicht eben ausreichte. Selbst jetzt, wenige Tage vor der Sonnwende, bedeutete das, dass die Pferde der Wirtshausgäste etliche Nachtstunden lang sich selbst überlassen waren, sich in aller Gemütsruhe den Futterraufen widmeten und mit mühlenlangsam malmenden Kiefern nach des Tages Müh und Last vor sich hin dösten. Die wohlige Mischung aus Tierwärme, süßem Duft frisch geschnittenen Frühlingsgrases und schläfriger Zufriedenheit legte sich in der kühlen Regennacht wie ein wollweiches Polster über den Stall.
Während gleich nebenan im Wirtshaus das hell erleuchtete Leben dröhnende Wogen schlug.

 

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Das Buch:

Messerwetzen im Team Shakespeare 
von Land, Ulrich; 
Kartoniert
Historischer England-Krimi mit Rezepten. Mord und Nachschlag 288 S. 21 cm 366g , in deutscher Sprache.   
2014   Monsenstein und Vannerdat   Oktober Verlag 
ISBN 978-3-944369-19-8 | 
15.90 EUR – 22.90 sFr