von: Urs Heinz Aerni
29. April 2019
© Modus Quartett - Pressebild
Urs Heinz Aerni: Sie sind in Israel geboren und leben sei 1986 in der Schweiz. Wie sehr überlagerte das Eidgenössische das musikalische Erbe Ihrer Kindheit?
Omri Hason: Ich weiss nicht, ob es nur das Eidgenössische ist, was mich beeinflusst, denn ich höre sehr viele und unterschiedliche Musikkulturen. Schon als Kind im Kibbuz hörte ich Musik mit europäischen Elementen und auch in der israelischen Volksmusik finden wir viel Europäisches vor allem aus Osteuropa. Das Umfeld prägt einen mit und Handkehrum besinnt man sich in anderen Regionen wieder auf seine eigenen Wurzeln, also eine Gegenseitigkeit findet sicher statt.
Aerni: Ihre Wahl der Schlag- und Perkussionsinstrumente ist reichhaltig. Welche Voraussetzungen muss ein Instrument haben, damit Sie es in Ihr Sortiment für die Bühne aufnehmen?
Hason: Es ist eher umgekehrt, zuerst kommt die Musik und dann die Frage, welches Instrument lässt sich damit diese umsetzen. Natürlich habe ich eine Palette von Instrumenten, die ich gerne habe, und daraus hole ich mir das Passende heraus.
Aerni: Der schweizerischen Mentalität sagt man nach, dass sie nicht gerade explosiv und spontan sei. Darf man an Ihren Konzertenm mitwippen, wenn das ruhige Sitzen doch nicht klappen könnte?
Hason: (lächelt)… man darf auch tanzen, ja auch einschlafen, alles ist erlaubt. Hauptsache ist, dass es die Musik nicht stört.
Aerni: Sie haben sich beim Trommler Djamchid Chemirani aus Iran weitergebildet und geben auch selber Workshops. Welche Grundtalente für Interessierte wären unabdingbar?
Hason: Viele Sachen sind lernbar und 90 Prozent hat mit Üben zu tun, mit Wiederholung um Wiederholung. Bei grundsätzlichem koordinativem Talent, fällt es schon leichter aber es kommt immer darauf an, wohin man will. Doch grundsätzlich kann jede und jeder hier was machen.
Aerni: Uns im Westen fasziniert die Rythmik-Kunst des Orient und des Arabischen Raums immer wieder aufs Neue. Woher könnte das kommen?
Hason: Ich bin kein Psychologe aber es liegt wohl in der Beziehung zwischen Vertraut- und Fremdheit, das Mysteriöse und Unbekannte, das uns anzieht. Ist wohl individuell immer wieder anders.
Aerni: Wie sehen Sie das Potenzial des musikalischen Kulturaustausches für die Völkerverständigung?
Hason: Ein Riesenpotenzial, natürlich kommt jede Musikerin und jeder Musiker von einem anderen Ort aber das Zusammenspiel, die Harmonisierung funktioniert wunderbar. Doch auch hier braucht es eine Offenheit und die Bereitschaft mit dem Anderen sich auseinandersetzen zu wollen. Leider wird das von der Politik zu wenig genutzt, die ja eher alles auseinandertrennen.
Omri Hason ist 1962 in Israel geboren und aufgewachsen. Im Alter von 10 Jahren machte er seine ersten musikalischen Erfahrungen auf dem Schlagzeug. Das war der Anfang seiner Leidenschaft für die Musik im Allgemeinen und deren Umsetzung auf verschiedenste Schlag- und Perkussionsinstrumente im Speziellen. Die frühen musikalischen Impulse empfing er aus seiner nahen Umgebung und später spezialisierte er sich vorwiegend auf das Spiel der Zarb, der Darbuka und der Rahmentrommel. Seit 1986 lebt er in der Schweiz. Zusammen mit dem Konterabassist Lorenz Beyeler bildet er den Kern des Quartetts. Die syrisch-armenische Sängerin Houry Dora Apartian baut mit ihrer Stimme eine Brücke zwischen Jazz und orientalischer Musik. Auf der aktuellen Tournee mit dabei ist der New Yorker Harfenist Park Stickney, zur Zeit die unangefochtene Nr. 1 der Jazzharfe.
Hier gibt es weitere Infos, auch über die Auftritte…