von: Urs Heinz Aerni
19. Oktober 2014
© Dieter E. Hoppe, www.berlin-fotografie.de
Um das geht es laut Verlag:
»Wantscho liebt es zu schwimmen, in der Donau oder im Meer. Im Wasser ist es egal, ob sein linkes Bein gesund und kräftig ist oder schmächtig und verkürzt. Er fühlt sich stark und unbezwingbar. Denn im Wasser ist die Seele frei.«
Doch solche Momente des Glücks sind rar, und nicht nur das kranke Bein hindert den bulgarischen Arzt daran, unbeschwert durchs Leben zu gehen. Dabei wendet sich im Sommer 1962 zunächst alles zum Besseren. Es ist eine Liebesheirat, die Wantscho und Rose, ein unbekümmertes Mädchen aus Sachsen-Anhalt, nun aneinander bindet.
Die junge Frau folgt ihrem Mann voller Begeisterung nach Bulgarien. Aber Rose hält es trotz der herzlichen Aufnahme durch Wantschos Familie in diesem so rückständigen und armen Land nicht aus. Die beiden kehren zurück in die DDR, bauen sich in Thüringen ein neues Leben auf, zu dem mittlerweile auch Tochter Nelli gehört. Inmitten der Unfreiheit des DDR-Systems schaffen sie sich ihre eigene kleine, fast heile Welt. Fast heil, denn mit den Jahren werden die dunklen Seiten von Wantschos Wesen, sein Jähzorn, seine Schwermut, sein Hang zum Alkohol, Rose und Nelli eine Last. Als Wantscho noch dazu in die Mühlen des SED-Regimes gerät und der politische Druck unerträglich wird, begeben sich die drei auf eine waghalsige Flucht. Der Neuanfang im Westen scheint vielversprechend. Doch werden Wantscho, Rose und Nelli jemals eine glückliche Familie sein?
Nicki Pawlow, geboren 1964 in Köthen/Sachsen-Anhalt als Tochter eines bulgarischen Vaters und einer deutschen Mutter, wuchs in Thüringen auf. 1977 folgte die Flucht der Familie in den Westen nach Baden-Württemberg. Sie studierte Politikwissenschaft, Slawische Philologie und Neuere Geschichte in München und arbeitete u.a. als Pressesprecherin in der Politik, Redakteurin und Drehbuchautorin. Nicki Pawlow lebt heute mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Kindern als Schriftstellerin in Berlin.
Kommentar von BERG.LINK:
Die Autorin weiß nicht nur, wovon Sie schreibt, sie schreibt es sogar sehr gut. Der Verfasser hat sie als Leser mit dem Roman Die Frau in der Streichholzschachtel entdeckt und wurde einerseits von Ihrem Können überzeugt und von der Tatsache, dass Literatur hervorragend unterhalten kann aber – was noch wichtiger ist – ein Spiegel mit Reflektion zwischen den Zeilen ist um das, was geschah oder geschieht besser zu verstehen. Nicki Pawlow und ihr Schreiben muss man weiter verfolgen.
Das Buch:
Pawlow, Nicki: Der bulgarische Arzt
Die Lesung ist am 3. November 2014 um 19:30 Uhr im Herrlichersalon, Regensburger Straße 15, 10777 Berlin