von: Urs Heinz Aerni
5. Januar 2018

Und wenn wir die Kontrolle verlieren?

© Youtube - Die Teenie-Stars aus Deutschland

Ich kann es schon fast nicht mehr hören, das Wort «Digitalisierung». Aber ich musste es zwangsläufig, denn auf Einladung der HTW Chur durfte ich eine Veranstaltung moderieren, an der sich Expertinnen und Eltern über den digitalen Einfluss auf Kinder und Schulen äußerten. Unsicherheiten, ja Ängste lösten Fragen aus, wie: «Woher weiß ich, dass das Kind am Tablet lernt und nicht spielt?» oder «Was gibt mein Kind im Web von sich preis?». Ich sehe mich zwar nicht als Freak aber als digitalen Nutzer und staunte nicht schlecht, wie gezeigt wurde, dass auf Snapchat die Jugend aus der ganzen Welt Filmchen machen; im Auto, auf der Party oder nachts in den städtischen Straßenschluchten. Auf Younow plaudern pausenlos blutjunge Mädels und Jungs über ihre Lieblingscreme, Pickel und PC-Spiele. Seid der Bambi-Verleihung sind dem älteren Publikum die zahnspangenbewehrte Zwillingsschwestern Lisa und Lena bekannt, die ausschließlich über das Web zu Megastars wurden. Nun, was die Jugend mit dem Web macht, ist das eine aber was machen wir alle mit der immer mehr robotergesteuerten Technik, die heimlich und still das übernimmt, was Menschen bis anhin taten: Fahren, Fliegen, Informieren, Musizieren, Unterhalten und Entscheiden? Wird die Frage zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, Menschlich oder Unmenschlich auch künftig vom Menschen beantwortet werden oder reden da uns die Systeme drein, die von uns die künstliche Intelligenz programmiert bekamen? Übernimmt für uns die Suche nach Gott und dem Sinn des Lebens die Software eines Großrechners? Verführt uns das Silicon Valley in das gelobte Land aus Bits und Bytes, so wie das Joël Luc Cachelin in seinem Buch «Internettgott» skizziert? Der Futurist Gerd Leonhard resümiert, dass wir heute an einem «Schwellenpunkt» befinden, der seinesgleichen in der Menschheitsgeschichte sucht. Behalten wir die Macht unseres Lebens in unseren Händen oder geben wir sie unseren Babys ab, die heute groß und digital sind?

Übrigens, bei einer Umfrage bei Jugendlichen wollte man wissen, was sie am meisten bei ihren Eltern nervt. Die Antwort: dass sie ständig an ihren Handys sind.