von: Urs Heinz Aerni
2. Januar 2019

„Und bitte keine Reklamationen“

Wir fragen Schreibende nach ihrem Verhältnis zum Text, zu den Büchern und zu ihrer Arbeit. Diesmal Artur Becker:

© Sprachsalz 2012 © filmarc | Tschudin (http://www.positv.ch/)

 

Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…

Artur Becker: … manchmal sehr gute Gespräche mit meiner Frau … und zwischen 1983 und 2018 Gedichte, Gesamtausgabe ca. 650 Seiten! Danke Sprache!

Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:

Becker: … mein unabhängiger ­- auch von mir – Kopf, der ein intimes Verhältnis hat mit meinem Asus-Laptop auf meinem Schreibtisch in Verden, wo ich wohne, wobei Verden im Norwegischen die „Welt“ heißt!

Aerni: Der Lesende darf meine Bücher…

Becker: … kaufen, lesen, loben und auf keinen Fall weiter verkaufen! Schön hinterm Glas in der Schrankwand zur Schau stellen und den Gästen immer wieder empfehlen! Und bitte keine Reklamationen!

Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…

Becker: … aussehen wie das Wohnzimmer von Donald Trump oder einem russischen Oligarchen: goldener Käfig und bloß nichts anfassen, sonst gibt’s gleich was auf die Nuss! Grrr!

Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…

Becker: … die anderen zu korrigieren, weil die meisten Unsinn reden und dann noch publizieren … Das betrifft nicht nur Buchstaben, sondern auch Zahlen … Insbesondere dann, wenn sie an UFOs, Propheten oder irgendwelche Führer mit vielen, vielen Medaillen auf der Brust glauben und daran,  dass ihnen ein böser fremder Mann ins Land kommt und alles wegnimmt.

Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…

Becker: … dass ich weniger Wein trinke, weniger Depressionen habe und gesünder lebe, weil ich dann auch nicht mehr rauche, während ich schreibe.  Und ich tu auch ab und zu was verdienen für meine Brötchen und die Ferien in Venedig und am Lido! Herrlich! Die Millionen hätte ich früher gebraucht, als ich jung war. Heute reichen Schwarzbrot und zwei Scheibchen Salami plus Gurke. Amen!

Artur Becker, geboren 1968 als Sohn polnisch-deutscher Eltern in Bartoszyce (Masuren), lebt seit 1985 in Deutschland, heute in Verden an der Aller. Er ist Romancier, Lyriker und Essayist. Nach „Die Zeit der Stinte“ (dtv 2006) und „Das Herz von Chopin“ (Hoffmann und Campe 2006) veröffentlichte er 2008 „Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken“ bei weissbooks.w. Im März 2009 erhielt Becker den Adelbert-von-Chamisso-Preis, im November 2012 folgte der DIALOG-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband e.V.

Leserstimmen

Pressestimmen

www.arturbecker.de/