von: Alfred Zimmermann, Klingnau (Schweiz)
14. Januar 2021

Es muss nicht immer Champagner sein!

Ein Gastbeitrag von Alfred Zimmermann.

© Thiele Verlag - Eine bebilderte Liebeserklärung an das festlichste aller Getränke. Perfekt für jeden Gourmet. Die schönsten Vintage-Plakate

Ein Champagner darf sich nur dann Champagner nennen, wenn die Trauben, die zur Herstellung verwendet werden in der Unesco-gelisteten Region der französischen Champagne wachsen. Also, nur wo Champagner draufsteht, ist auch Champagner drin!

Viele Menschen haben das neue Jahr mit einem feinen Glas Champagner begonnen. Ein Cüpli zur Feier eines grossen Momentes, den Abschluss eines gelungenen Projektes, den Gewinn eines wichtigen Kunden oder zum Anstossen am Geburtstag macht doch einfach Freude. Kaum ein Geräusch erfüllt den Genießer mit soviel Vorfreude, wie das Korkenknallen eines exzellenten Champagners. Er prickelt so herrlich auf der Zunge. Er macht gute Laune und bringt den Kreislauf in Schwung. Champagner ist immer eine gute Idee. Das könnte ich alles unterschreiben. Was mich aber schon seit längerer Zeit nervt und stört ist, dass sich bei Siegesfeiern im Sport die Besten mit Champagner bespritzen.

Die Champagner-Spritzerei begann beim Motorsport

Ein Champagnerproduzent versprach dem Autokonzern Ford beim Großen Preis von Frankreich in Reims 1950 eine Dreiliterflasche Champagner, welche dem Sieger Juan Manuel Fangio überreicht wurde. Auch der Sieger einer andern Kategorie bei der gleichen Veranstaltung Jo Siffert erhielt eine solche Flasche. Während der Siegerehrung hatte seine Flasche genug davon in der Hitze herumzustehen. Mit einem gewaltigen Knall verabschiedete sich der Korken und erzeugte eine stattliche Dusche für die Herumstehenden. Dies Ereignis soll der Anfang dieses für mich nicht unumstrittenen Brauches gewesen sein.

Das unsinnige Geld verprassen ist fehl am Platz

Ein so edles Getränk wie Champagner an Siegerehrungen zu verspritzen ist völlig überflüssig. Einerseits ist es für mich verwerflich, dass sich Sportler mit einem in der Herstellung so anspruchsvollen und zeitaufwendigen Getränk «duschen». Auf der andern Seite sind Sportler Vorbilder und sollten nicht für solchen Unsinn missbraucht werden. Es stört mich gewaltig, dass immer mehr Siegerehrungen bei Leistungs- und Ausdauersportarten wie Radfahren, Volleyball, Triathlon, Fußball, Langlauf und Skifahren diese Unsitte übernehmen. Diese Wohlstandserscheinungen stimmen für mich in der heutigen Zeit überhaut nicht. Ich denke, dass viele Zuschauerinnen und Zuschauer nicht unbedingt Freude an dieser Art von Siegerehrungen haben. Für mich kann man auf diese Verschwendung verzichten. Ich bin sicher, dass viele Sportler ihre großartige Leistung ausnahmsweise für sich mit einem Cüpli genießen möchten und nicht nach einem zweischneidigen Ritual begossen dastehen müssen.

 

Alfred Zimmermann, Klingnau

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitung DIE BOTSCHAFT.