von: Urs Heinz Aerni
27. Dezember 2014
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pd / Von morgens bis abends zieht Herr Trüb seinen Handwagen durch Zürich. Als Straßenkehrer ist er mit allen Winkeln der Stadt vertraut und langweilt sich nie. Eines Tages aber beschließt er, sich eine Pause zu gönnen und eine neue Tätigkeit auszuprobieren.
„Und dann der Flug selbst. Herr Trüb wusste nicht, ob er überhaupt schwindelfrei war und die Höhenluft gut vertrug. Er war in erster Linie Straßenkehrer und dementsprechend in der Luft weniger bewandert als auf dem Boden. Anderseits hatte es ihn immer schon heimlich gereizt, der Schwerkraft ein Schnippchen zu schlagen und ihr vielleicht sogar davonzueilen, so wie es die Möwen taten, denen er manchmal am Seeufer zuschaute.“
Thomas Kadelbach ist 1979 in Bern geboren, in Davos aufgewachsen und lebt heute in Fribourg. Nach dem Geschichts- und Literaturstudium in Fribourg, Angers und Madrid arbeitet er derzeit an der Universität Neuenburg.
Kommentar: Erfrischende neue Stimme aus der Schweizer Literaturszene. Auch wenn die Hauptfigur sich in guter Gesellschaft mit anderen sympathischen Verlierern der Gesellschaft in der Literaturgeschichte findet, sollte man das Schreiben von Kadelbach weiter verfolgen. Urs Heinz Aerni
Thomas Kadelbach: Herr Trüb liebt das Fliegen, Erzählung, Offizin Verlag