von: H. S. Eglund
27. März 2021

Eine Burg in der Pampa

Die Gefilde südöstlich von Berlin sind schwer vom Kohleabbau und ehemaligen Schießplätzen gezeichnet. Bis zum Spreewald bei Lübben – und weiter darüber hinaus – ist das Land öde, flach und irgendwie grau. Doch manchmal glitzert ein Juwel im Sand, den die Eiszeit hinterließ. Ein Kleinod wie die Slawenburg von Raddusch.

Die beeindruckende Wehranlage hat einen Durchmesser von rund 60 Metern. Durchmesser. © H.S. Eglund

Wenn man die Autobahn gen Dresden und danach bei Lübbenau Richtung Cottbus fährt, summt man unwillkürlich einen lokalen Ohrwurm, verfasst von Rainald Grebe:

Es gibt Länder, wo was los is.
Es gibt Länder, wo richtig was los ist, und es gibt
Brandenburg, Brandenburg.

Das Land ist endlos, flach und irgendwo an seinem Ende stoßen die Wolken gegen trockenes Gras. Der Boden ist karg und sandig, und überall sind die Spuren von intensiver Landwirtschaft und alten Tagebauen für die Braunkohle zu sehen. Der Barde singt:

In Brandenburg, in Brandenburg
ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt.
In Berlin bin ich einer von 3 Millionen.
In Brandenburg kann ich bald alleine wohnen,
Brandenburg.

Bis zum Spreewald gibt es kaum Erhebungen, an denen sich das Auge festhaken kann. Alles glatt wie ein Spiegel, und vor mehr als 12.000 Jahren war hier tatsächlich alles vereist. Mit dem Rückzug der Gletscher kamen die ersten Rentierjäger ins Gebiet; die ersten Brandenburger würde man heute sagen.

Brandenburg ist ja irgendwie in der Steinzeit hängen geblieben, munkeln die Berliner. In Raddusch, von der Hauptstadt ausgesehen hinterm Spreewald, findet das Auge plötzlich einen Haken: Eine alte Slawenburg wächst wie eine Schüssel aus dem Sand, in Sichtweite der Autobahn. Soso, is‘ ja interessant. Blinker gesetzt und rausgefahren.

Echt abgefahren, eine Überraschung in der Ödnis

Und wirklich: Die Burg ist abgefahren, eine echte Überraschung in der Ödnis unseres Nachbarlandes, also des Bundeslandes, das Berlin in alle Richtungen umschließt. Denn die sehr aufwändig und liebevoll hergerichtete Burg beherbergt ein spannendes Museum. Natürlich kommt auch diese Ausstellung nicht umhin, ein Loblied auf den Kohlebergbau zu singen. Schwamm drüber, is‘ halt Brandenburg. Die Leute dort scheinen Kohlendreck unter ihren Nägeln irgendwie zu lieben.

Doch das gehört zu Brandenburg, der Berliner ist tolerant. Davon abgesehen sind die Exponate richtig interessant. Als die Rentierjäger das einstmals vereiste Terrain eroberten, gab es noch keine Slawen und keine Germanen. Es gab Menschen, die das Beste aus den natürlichen Bedingungen machten. Mit erstaunlichem Erfindungsreichtum. (gekürzt)

Den vollständigen Artikel finden Sie hier.

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