von: Karin Sauter, Benno Muheim, Karin Bucher
8. Dezember 2015

Ausgehtipp: Checkpoint Säntis

Ein theatraler Rundgang im Berghotel Schwägalp (Schweiz)
Freitag 5. bis Sonntag 28. Februar 2016

© pd

Herzlich willkommen im Jahr 2017. Auf dem Säntis und auf der Schwägalp ist nichts mehr wie zuvor. Der Bund lässt als Konjunkturspritze ein gigantisches Kongresszentrum bauen, das seinesgleichen sucht. Denn künftig ist die Welt zu Gast im Alpstein. In aller Exklusivität und Sicherheit treffen sich Weltpolitik und Wirtschaftselite im luxuriösen Kongressresort. Dass hierfür der Säntis mit einem Sicherheitsgürtel abgeriegelt wird, ist ein «kleiner Preis» für den wirtschaftlichen Aufschwung, den man sich für die ganze Ostschweiz verspricht. Oder etwa doch nicht?

Das Theaterstück Checkpoint Säntis erzählt mit Tiefgang und Witz, wie das altehrwürdige Berghotel Schwägalp zum Sinnbild des Widerstands gegen die Absperrung des Säntis wird. Inmitten der Großbaustelle wird das eingezäunte Haus von Bürgerbewegungen, Naturschützern und Querköpfen als Bühne benutzt, um gegen den Verkauf des Ostschweizer Wahrzeichens anzukämpfen. Doch trotz hehrer Absichten kommt es zu Romanzen, Intrigen und kriminellen Machenschaften bis weit ins gegnerische Lager hinein. Da werden alle Beteiligten am Fusse des schneebedeckten Säntis mehr mit sich selbst konfrontiert als ihnen lieb ist.

Eine mutige, ausgeklügelte Geschichte rund um die Frage, wem der Säntis gehört und wie weit man für eigene Ideen und Ideale zu gehen bereit ist.

27 Schauspielerinnen und Schauspieler, alles Laien aus der Region rund um den Säntis, erfinden gemeinsam mit dem Regieteam Karin Bucher, Benno Muheim und Katrin Sauter ein einmaliges Theatererlebnis. Als Bühne dient das alte Berghotel Schwägalp mit seinen verwinkelten Gängen, den Gästezimmern, den Festsälen und der imposanten Küche. Nur wenige Tage vor dem Abbruch wird der legendäre Bau noch einmal mit Spiel, Installation und Musik belebt. Und am Ende werden Sie, liebes Publikum, beim Checkpoint Säntis wieder ins Jahr 2016 entlassen – hoffentlich berührt, gut unterhalten und zum Weiterdenken angeregt.

Aufführungen im alten Berghotel Schwägalp:
5. bis 28. Februar 2016, jeweils Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag
Premiere: Freitag 5. Februar 2016, 19.45 Uhr

Dauer: ca. 1 ¾ Std. Empfohlen ab 14 Jahren

 

Hintergrund und Inhalt

Visionäre und Pioniere machten die Schwägalp und den Säntis zu dem, was sie heute sind. Wichtige Zeugen davon sind die erste Wetterstation auf dem Säntis 1882, die Eröffnung der Säntis-Schwebebahn 1935 und der Einzug der Kommunikation auf dem Berg 1956. Insbesondere zu erwähnen ist das Projekt «Säntis 2000» mit der Erweiterung des Mehrzweckgebäudes, den Kommunikationsanlagen und dem neuen Sendeturm der Swisscom, welcher heute als Identifikationsobjekt der Ostschweiz gilt.

80 Jahre hat das alte Berghotel Schwägalp seine Dienste geleistet, nun muss es neuen Visionen weichen. Das neu erbaute «Säntis – das Hotel» nimmt im Dezember 2015 seinen Betrieb auf. Neue Tourismusstrategien sollen als Katalysator der regionalen Volkswirtschaft dienen.

Das Theaterprojekt Checkpoint Säntis bedient sich dieser realen Ausgangslage. Die Schwägalp, für viele Appenzeller und Appenzellerinnen, für viele aus der Ostschweiz, ein Ort der Freizeit und Naherholung, wird darin zur Kulisse. An verschiedenen Schauplätzen und im Labyrinth der Flure und Räume des ehemaligen Berghotels Schwägalp werden die Besucherinnen und Besucher mit Spiel, Installation und Musik in eine mutige Geschichte entführt. Das Publikum erhält so kurz vor dem Abbruch ein letztes Mal und auf nie dagewesene Weise Zugang zum legendären Berghotel Schwägalp mit seinen verwinkelten Gängen, seinen Gästezimmern und Kongressräumen, der grossen Gaststube, den Festsälen und der imposanten Küche.

Das Theaterstück ist auf zwei Zeitebenen angelegt. 

Gegenwart, Februar 2016

Der Bund hat als Konjunkturspritze für den leidenden Bergtourismus den Bau eines visionären Kongressareals mit globaler Ausstrahlung auf der Schwägalp und dem Säntis beschlossen. Deswegen lädt die eben gewählte Leitung des GCCS (Global Congress Center Switzerland) zu einer Informationsveranstaltung im Berghotel Schwägalp ein. Sie möchte das Grossprojekt der lokalen Bevölkerung vorstellen. Geplant ist unter anderem der Bau von zwei rekordhohen Hotel-Towers, mehreren Kongresssälen, einer Kulinarik- und Wellnessmeile sowie eines Armeestützpunktes.

In aller Exklusivität und Sicherheit soll sich die Weltpolitik und Wirtschaftselite künftig im luxuriösen Kongressressort treffen. Dass hierfür der Säntis mit einem Sicherheitsgürtel mit fünf Checkpoints abgeriegelt wird, ist lt. der Leitung des GCCS ein «kleiner Preis» für den wirtschaftlichen Aufschwung, den man sich für die ganze Ostschweiz verspricht.

Unter den Zuhörern befinden sich Mitglieder der Interessensgemeinschaft Säntis für alle. Sie wollen der CEO Mara Stein persönlich das Referendum gegen den Parlamentsbeschluss ankündigen und fordern den freien, ganzjährigen Zugang zum Säntisgipfel. Das Interesse der Journalisten gilt jedoch mehr Priska Krähenbühl, der populären Ständerätin und Initiantin des GCCS. Plötzlich wird die Veranstaltung von einer Gruppe politischer Aktivisten gestürmt. Sie setzen gegen die Abriegelung des Säntis ein Zeichen und rufen die Besetzung des Berghotels aus.

Zukunft, an einem Tag im Februar 2017

Die Bauarbeiten für das Grossprojekt GCCS sind in vollem Gange. Seit einem Jahr ist das ehemalige Berghotel Schwägalp besetzt und wird von der IG Säntis für alle, Naturschützern und politischen Aktivisten als Bühne benutzt, um gegen den Verkauf des Ostschweizer Wahrzeichens anzukämpfen. Am kommenden Tag soll das Haus, das inzwischen zum Sinnbild des zivilen Widerstandes geworden ist, geräumt und abgerissen werden. Der Bau der geplanten Helikopterlandeplätze steht direkt bevor.

Die letzte Nacht im Berghotel Schwägalp wird für alle Involvierten eine intensive Auseinandersetzung mit den Erlebnissen des vergangenen Jahres und nicht zuletzt mit den eigenen Hoffnungen und Idealen. Denn hinter hehren Absichten kam es zu Romanzen, Intrigen und gar kriminellen Machenschaften bis weit ins gegnerische Lager hinein. Da werden alle Beteiligten am Fusse des schneebedeckten Säntis mehr mit sich selbst konfrontiert als ihnen lieb ist.