von: Urs Heinz Aerni
8. März 2016
© Buchmesse Olten
Diese Mitteilung traf aus Olten ein:
2015 feierte die Buchmesse Olten erfolgreich ihr zehnjähriges Bestehen. Sie tat dies mit vielen tausend Besucherinnen und Besuchern und den bewährten kulturellen Highlights während des Messebetriebs und an den Abenden. Zu einer Neuauflage der Erfolgsgeschichte diesen Herbst kommt es nun aber nicht, wie der Verein Buchmesse Olten mitteilt: Die Initianten haben entschieden, das Kapitel Buchmesse zu beenden.
Die Buchmesse Olten war seit der Premiere 2006 von treuen Sponsoren wie etwa der Baloise Bank SoBa, dem Buchhaus Lüthy, der Buchhandlung Klosterplatz, dem Buchzentrum in Hägendorf oder vom kantonalen Kuratorium für Kulturförderung getragen worden. «Wir haben Jahr für Jahr mit einem kleinen Team und umso größerer Lust eine tolle Messe auf die Beine gestellt», sagt Initiant Thomas Knapp. Nach dem Jubiläum habe man Bilanz gezogen und sei zum Schluss gekommen, dass man sich dieses kostspielige Kulturengagement künftig nicht mehr leisten wolle und könne und auf dem Höhepunkt aufhöre. Diesen Entscheid habe man in Absprache mit den wichtigsten Partnern getroffen.
Nebst Bedauern hätten diese auch viel Verständnis gezeigt, sagt Knapp. «Die Buchmesse ist ja schon 1946 ins Leben gerufen worden, damals als Einkaufsmesse für den Buchhandel. 60 Jahre später haben wir sie als Publikumsmesse neu lanciert. Wer weiß: vielleicht wird dereinst ein weiteres Kapitel geschrieben.» (Medienmitteilung)
Die Buchmesse überlebte viele Krisen auch die Basler Buchmesse. Sie erfreute sich mit ihrem Konzept einer großen Fangemeinde. Büchereien und Leserinnen und Leser kauften hier ein, Kleinverlage fanden eine günstige Plattform für die Präsentation. Workshops, Talks, Lesungen, Musik, Poetry Slam und andere Veranstaltungen umrankten das Geschehen in der Stadthalle. Bekannte Namen gehörten unter die Gäste des Programms wie Franz Hohler, Pedro Lenz, Bänz Friedli, Mitra Devi, Michael Theurrillat, Marcel Reif, Hansjörg Schneider, Alex Capus, Emil Steinberger, Martin Suter, Guy Krneta, Mona Vetsch, Tania Kummer, Jörg Meier, Amina Abdulkadir und Daniela Dill. Auch unser Redaktor Urs Heinz Aerni erinnert sich gerne an die Veranstaltungen, an der er moderierte. Die Bilder zeigen ein paar Impressionen aus den vergangenen Jahren.
Ein paar kritische Fragen zu diesem überraschenden Entscheid sollten doch gestellt werden: Wurden genug Gespräche mit neuen Leuten für die Nachfolge geführt? Gab man neuen Sponsoren, Gönnern und Partnern aus der Wirtschaft Chancen einer Teilnahme? Wurden Optimierungen, Vereinfachungen und Anpassungen in Sachen Organisation und Finanzierung ausgiebig in Erwägung gezogen?
Vielleicht ist dieser Entscheid ein Indiz der Tristesse, die immer mehr durch die Buchkultur kriecht? Auch in der reichen Schweiz? Falls Hoffnungsschimmer am Horizont auftauchen sollten, werden wir davon berichten. Redaktion