von: Markus Hofer, D'REGION, Burgdorf (Schweiz)
7. Januar 2022
© DTV München
In dieser Woche hätte der italienische Schriftsteller, Intellektuelle und Kolumnist Umberto Eco seinen 90. Geburtstag feiern können. Geboren am 5. Januar 1932 als Sohn eines Buchhalters in der norditalienischen Stadt Alessandria, studierte er entgegen dem Wunsch seiner Eltern, die ihn zu einer Karriere als Rechtsanwalt drängten, Philosophie und Literaturwissenschaft. Diese Wahl sollte der leidenschaftliche Bücherliebhaber nie bereuen. Rasch machte er sich einen Namen als brillanter Wissenschaftler und scharfsinniger Publizist. Ende der 1970er-Jahre begann der Professor für Semiotik an der Universität Bologna an seinem Debütroman „Der Name der Rose“ zu arbeiten.
In einem Interview hielt er später augenzwinkernd fest: „Normalerweise brennt man, wenn man sich dem 50. Geburtstag nähert, mit einer kubanischen Tänzerin durch. Einen Roman zu schreiben, war weniger kostspielig. Ich hatte meine Professorenstelle, meine Bücher waren in mehrere Sprachen übersetzt und es fehlte an einer Herausforderung. Deshalb hatte ich eines Tages Lust, etwas Neues auszuprobieren. Ich dachte damals, ich schreibe zum eigenen Vergnügen einen Roman mit einer Auflage von 3000 Exemplaren.“ Im Sturm eroberte „Der Name der Rose“, publiziert im Jahr 1980, die Bestsellerlisten auf der ganzen Welt und avancierte zu einem modernen Klassiker der Literatur. Das vielschichtige und atmosphärische Werk um eine rätselhafte Mordserie in einer Benediktinerabtei im Apennin im Jahr 1327, später verfilmt mit Sean Connery in der Hauptrolle als Franziskanermönch William von Baskerville, verbindet geschickt Elemente des Kriminal- und Historienromans mit philosophischen Reflexionen über Vernunft, Glauben und Tod und zeichnet sich durch unzählige Anspielungen auf andere literarische Werke und zeitgenössische Ereignisse aus. Mit weiteren Romanen wie „Das Foucaultsche Pendel“, „Die Insel der verlorenen Tage“ und „Der Friedhof in Prag“ festigte Eco seinen Ruf als hervorragender Erzähler.
Umberto Eco liebte Bücher über alles. Seine Privatbibliothek, auf die er äusserst stolz war, umfasste weit über 30‘000 Bände. Den Zauber der Literatur und des geschriebenen Wortes brachte er mit folgender Aussage auf den Punkt: „Wer nicht liest, wird mit 70 Jahren nur ein einziges Leben gelebt haben: Sein eigenes. Wer liest, wird 5000 Jahre gelebt haben: Er war dabei, als Kain Abel tötete, als Renzo Lucia heiratete, als Leopardi die Unendlichkeit bewunderte. Denn Lesen ist eine Unsterblichkeit nach hinten.“
Umberto Eco verstarb im Februar 2016 an einem Krebsleiden. Er hat unzählige Leben gelebt – und mit seinen Romanen Millionen von Menschen neue Horizonte eröffnet. Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen hätte er sicherlich zum Anlass genommen, um noch tiefer in die Welten einzutauchen, welche die Literatur bereithält.
Das „D’REGION“-Team wünscht einen guten Start ins neue Jahr, unzählige glückliche Momente, Zufriedenheit und – in diesen Zeiten ganz besonders wichtig – gute Gesundheit.
Markus Hofer
Link: Zeitung D’Region in Burgdorf
Bilder: Pressebild Markus Hofer und eine Auswahl von Büchern aus der Feder von Umberto Eco