von: Urs Heinz Aerni
19. Februar 2022

“’Sex and the City’ kann einpacken”

Cornelia Roffla stammt aus Trimmis im Kanton Graubünden, ist trotz Wohnsitz im Kanton Zürich noch immer mit ihrer Heimat verbunden und legt ein Buch vor, dem US-TV-Seller die Stirn bietet.

Cornelia Roffler von Salome Bänziger ©

 

Urs Heinz Aerni: Erlauben Sie bitte, bevor wir auf Ihr Buch zu sprechen kommen, Sie zu fragen, ob Sie irgendwie Vorfahren haben, die mit der schönen Rofflaschlucht zu tun haben. Das kam mir spontan in den Sinn, als ich Ihr Buch in die Hände bekam.

Roffler: Nun, ich wurde früher in der Primarschule manchmal akli wegen meines Namens mit der Rofflaschlucht gehänselt. Aber nein, die Rofflers kommen aus dem Tal mit dem schönsten Dialekt: Dem Prättigau.

Aerni: Ihr sehr schön gemachtes Buch trägt das Wortspiel als Titel: «Frauen in unverwechselbaren Jahren». Ein Titel, der die Betrachtenden gleich mit dem Thema Midlife Crisis assoziieren lässt. Absicht?

Roffler: Es ist lustig, dass Sie das sagen! Der Titel ist natürlich eine Anspielung auf die Wechseljahre, aber nicht per se auf die Midlife Crisis. Eher auf die Frage, wie man das Leben gestaltet, wenn es in die Jahre gekommen ist.

Aerni: Wir lernen bei der Lektüre nicht wenige Figuren kennen mit Namen wie zum Beispiel Andrea Novakovic, Erika Jakober, Anita Castello oder Céline No. Schon alleine die Findung von passenden Namen für das Personal scheint mir mächtig Arbeit gewesen zu sein. Wie fanden Sie zu diesen Namen und ihren Charakteren?

Roffler: Hinter diesen Namen verbergen sich meine Mama, meine Freundinnen und ich. Als ich ihnen vorschlug, eine Serie über uns alle zu schreiben, bat ich sie, mir den Vornamen zu schicken, wie sie als Mädchen gerne geheissen hätten und dazu den Nachnamen ihres ersten, sagen wir, Freundes.
Das ergab beispielsweise bei meiner Mama das Pseudonym Erika Jakober.

Aerni: Ihr erstes und unterhaltsames Buch umkreist Menschen im sogenannten besten Alter, also so um fünfzig rum. Stimmt es, dass Freundinnen Sie dazu motiviert haben?

Roffler: Ja! Sie haben anlässlich meines 50. Geburtstags hinter meinem Rücken einen WhatsApp-Chat gemacht, in den ich später auch aufgenommen wurde. Es ergab sich ein solch lustiger Austausch, dass ich sagte, unser Chat sei unterhaltsamer als manche Netflix-Serie. Und wenn sie einverstanden seien, würde ich versuchen, ein Drehbuch für unsere eigene Serie zu machen und jeder die Rolle auf den Leib zu schreiben. Und fügte an: «’Sex and the City’ kann einpacken. Hier kommen die Schweizerinnen.»

Aerni:  Für viele Menschen scheint das Alter von 50 Jahren ein magisches zu sein. Woher kommt das? Chance für ein neues Durchstarten?

Roffler: Es ist eine Zahl, die uns erinnert, dass wir in der Mitte stehen. So plus/minus. Was hinter und – noch wichtiger – was vor uns liegt. Wenn man die Summe der Möglichkeiten, der neuen Freiheiten und der grösseren Unabhängigkeit mit der Lebenserfahrung multipliziert, dann kann das Produkt sicherlich eine Einladung zum Durchstarten sein.

Aerni: Nebst Geschichten nahe bei den Menschen und in ihrem Alltag ist dieser Satz zu lesen: «In den Siebzigerjahren sprach man von Desserts. Nicht von Sex.» Hat sich die Gesellschaft zum Besseren gewendet?

Roffler: Meinen Sie, sprachlich gesehen?

Aerni: Ok, andere Frage. Beziehungskisten treiben uns um und ohne sie gäbe es keine Romane. Auch Ihr Buch ist ein mehrstimmiges Konzert rund um den Versuch aus der Leere des Lebens zu kommen. Kann das eigene Schreiben auch was mit sich anstellen?

Roffler: Dieses Buch habe ich in Form einer Serie geschrieben; drei Staffeln mit je acht Folgen. Und ja, diese banale Tatsache hilft im Alltag in lustigen und weniger lustigen Situation. «Life is a soap!»

Aerni: Sie sind ja in Trimmis aufgewachsen und legen auch bündnerische Spuren ins Buch mit Chur als Kulisse zum Beispiel. Heute leben Sie als Mutter dreier Jungs am Zürichsee. Welche Rolle spielt das Graubünden in Ihrem Leben von heute?

Roffler: Diese unangefochtene Rolle, die es wohl für jeden Heimweh-Bündner spielt. Meine Eltern, meine beiden langjährigsten Freundinnen wohnen im Bündnerland; unser Maiensäss ist da, die Kindheitserinnerungen, das Bündner Autokennzeichen, das Heimatgefühl und der Dialekt – der sich bei meinen Jungs nicht durchzusetzen vermochte.

Aerni: Ihr täglich Brot verdienen Sie in einer Bank. Eine Branche, die u. a. durch einen Gerichtsprozess mit einem Bündner Angeklagten für Wirbel sorgte. Wäre ein ähnliches Buch mit Menschen in der Finanzwelt aus Ihrer Feder etwas?

Roffler: Wenn man liest, welche Geschichten sich selbst hinter langweiligen Spesenabrechnungen verstecken können, dann müsste ich mir das vielleicht einmal überlegen. Die akribischen Recherchen sind aber nicht so meins.

Aerni: Wenn ich ein Gemälde malen würde, mit einem lesenden Menschen mit Ihrem Buch in den Händen malen würde, wie müsste es aussehen?

Roffler: Keine Frage. Wie eines von Robert Indermaur! Seine Bilder erwecken Geschichten von Menschen so schön zum Leben, dass wir gar nicht anders können, als an ihnen hängenzubleiben. In meinem Fall ein Leben lang.

 

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Cornelia Roffler, geboren 1971, aufgewachsen im bündnerischen Trimmis, wohnhaft in Küsnacht, ist Mutter von drei Buben und arbeitet, seit sie denken kann, bei einer Bank. «Frauen in unverwechselbaren Jahren» ist ihr erstes veröffentlichtes Buch.

Das Buch: Cornelia Roffler «Frauen in uverwechselbaren Jahren», ISBN 978-3-7543-2273-4, ist auch als E-Book erhältlich.