von: Urs Heinz Aerni
26. Mai 2016
© Berglink uha: Heidi Lang
Urs Heinz Aerni: Eine Bergsteigerin steigt in die Schweizer Politik ein. Wie kamen Sie auf die Idee?
Heidi Lang: Gipfeltreffen hiess meine erste Kolumne und war auch gleichzeitig die Eintrittskarte als freie Journalistin bei einer großen Tageszeitung. In der Minigeschichte treffen sich Spitzenpolitiker dieser Welt auf dem Hörnli. Jeder kommt aus einer anderen Richtung. Gemeinsam geniessen sie die Aussicht auf das weite Land. Nach einiger Zeit verabschieden sich die Staatschefs voneinander, empfehlen aber jeweils den Abstieg auf der anderen Seite zu nehmen. Gäbe es mehr Überschreitungen in diesem Sinn, wäre unsere Welt voller Frieden. Beim Bergsteigen und Wandern könnten Politiker also einiges dazulernen.
Aerni: Mit ironischem Ton verführen Sie die Lesenden in die Bundespolitik, in die Welt der Machtkämpfe. Über was ärgern Sie sich mit Hingabe in Sachen Politik?
Lang: Über alle Maßen ärgert mich die Blindheit mancher Politiker, sowie die fehlende Bereitschaft, schwierige Verhandlungen anzugehen und zu kämpfen.
Aerni: Was kann der Roman besser als ein Sachbuch oder ein Essaytext Ihrer Meinung nach?
Lang: Mein Roman ist eine Satire und will den Leser in erster Linie unterhalten. Anhand von überspitzt dargestellten Personen und Situationen werden Wertewandel in Gesellschaft und Politik beschrieben. Als Autorin teile ich schonungslos aus und entkleide dabei manchen Charakter bis auf seine Unterhose, ohne Anspruch auf Sachlichkeit und persönlichen Bezug. Falls das Bundeshaus dennoch anfragen sollte: Ich stehe nicht zur Verfügung!
Aerni: Die Rolle oder die Möglichkeiten der Frau wird in Ihrem Roman auch thematisiert. Was raten Sie als Autorin nach diesen Recherchen Frauen, die politische Karriere machen wollen?
Lang: Ich sehe mich nicht als Expertin, hätte aber schon ein paar Tipps. Bitte keine Verbissenheit à la Angela Merkel, keine dunklen Hosenanzüge wie gesehen bei Eveline Widmer-Schlumpf und kein verbitterter Wahlkampf, wie wir ihn momentan bei Hillary Clinton erleben. Es gibt keinen Grund, härter zu kämpfen als die Männer.
Aerni: Und die Männer?
Lang: Tipp an die Männer: Der Pfau schlägt ein Rad, wenn er beim anderen Geschlecht Eindruck machen oder seinen Gegner in die Flucht schlagen will. Man muss ja nicht gleich übertreiben wie Donald Trump dies tut, aber sein Erfolg sollte doch zu denken geben. Also: Hoch die Federn!
Aerni: Ich male ein Bild mit einem lesenden Menschen mit Ihrem Buch in der Hand, wie müsste dieses Bild aussehen?
Lang: Ein geschlechtsneutraler Leser sitz auf einem Klappstuhl vor dem Bundeshaus und schmunzelt. Um ihn herum stehen bunte Kühe in allen Parteifarben und muhen die Nationalhymne, während die Bundesräte im Hintergrund ihren Mist abtragen.