von: Urs Heinz Aerni
20. Februar 2021

Weg vom Journalismus, hin zum Meinungsforum?

Das Newsportal INSIDE PARDAEPLATZ wird von Bankern gehasst aber gelesen. Dem Herausgeber Lukas Hässig gelang durch hartnäckige Recherchen, genaues Hinsehen und mit spitzer Feder so manche Enthüllung und lesenswerte Artikel rund um die Finanzwelt, die immer für viel Aufmerksamkeit aber auch Respekt aus der Medienbranche auslöste. Seit der Corona-Krise häufen sich aber immer mehr Texte, die nahe an die Kreise heranführt, die das Virus und die weltweiten Gegenmaßnahmen als Farce bezeichnen. Dazu gehören oft Autoren - bis jetzt ist keine Autorin aufgefallen - aus der Finanzwelt, die scheinbar nach ihrer Pensionierung viel Zeit zum schreiben haben und hier veröffentlichen. Ob gratis oder gegen Honorar oder nicht, ist nicht bekannt. Übrigens mit dieser Tendenz ist IP in guter Gesellschaft, denn auch die NZZ wurde kritisiert, immer mehr die Seiten durch Kommentare zu füllen statt mit professionellem Journalismus.
Urs Heinz Aerni las auf INSIEDE PARADEPLATZ den Beitrag von Hans Geiger mit dem Titel "Corona-Diktatur als Training für Klima-Diktatur" und schreibt dazu:

© DIE REDAKTION

 

Umzusetzende Verantwortung gegenüber Natur und Umwelt ist ohne Regulierung und gebündelte Koordination nicht möglich. Der absolut freie Markt kümmerte sich nie um Nachhaltigkeit, das Wohl der Gesellschaft und Lebensqualität – abgesehen von Familienunternehmen uner einem Patron mit Gewissen – sondern um die Maximierung des Gewinns, was das Musterbeispiel des Streits zwischen Australien und Facebook veranschaulicht.

Am 10. März 2021 tritt in Deutschland die Transparenz-Verordnung in Kraft, die Banken und Finanzinstitute verpflichtet, in der Beratung für Finanzprodukte Transparenz und Maßnahmen für eine Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Dazu gehört zum Beispiel Klimaschutz, Reiseverhalten der Angestellten oder Sport- und Erholungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Eine Studie der bisherigen Nachhaltigkeitsberichte von 119 Banken zeigt aber, dass jedes Unternehmen willkürlich und ungenau Bericht erstattet und macht was es will. Leere Versprechungen, ungenaue Grundsätze und gegensätzliche Tatsachen als angekündigt. Das war u. a. den Qualitätsmedien in Deutschland zu entnehmen.

Wenn der Journalismus die vierte Macht im Lande sein soll, die der Politik und der Verwaltung auf die Hände schaut, dann braucht es dazu bezahlte Arbeit für Recherche und Berichterstattung.

Nichts gegen Kommentare und Meinungen, aber ich hege für IP langsam die Befürchtung, dass der Anteil von journalistischen Beiträgen gegenüber zunehmenden emotionalen Rundumschlägen (oft immer mehr in die eine Richtung) mit intellektuellen Kurzschlüssen ins Erodieren kommt.

 

Urs Heinz Aerni

 

Diese Replik ist eine Reaktion auf diesen Beitrag von Hans Geiger:

https://insideparadeplatz.ch/…/corona-diktatur-als…/

 

Für DIE REDAKTION führte Urs Heinz Aerni ein Interview mit Lukas Hässig, dem Herausgeber von INSIDE PARADEPLATZ. Hier per Mausklick zu sehen.