von: Heiko Schwarzburger
29. Januar 2014

Gabriel würgt die Energiewende ab

Fast jede zweite Kilowattstunde Ökostrom stammt aus Anlagen, die Bürgern gehören. Doch wenn derzeit über die Zukunft der Energiewende entschieden wird, haben die Bürger bisher keine Stimme. Dies soll sich nun ändern. Elf Organisationen haben in Berlin das Bündnis Bürgerenergie gegründet.

Die Energiewende bringt viel Arbeit in alle Regionen Deutschlands. Und sie ermöglicht es den Bürgern, sich aktiv zu beteiligen. © Brass Monier

Alleine im Jahr 2012 haben Bürgerinnen und Bürger über fünf Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert. Damit ist die Bürgerenergie der Marktführer der Energiewende. „Unser Ziel ist es, der Bürgerenergie im politischen Berlin eine kraftvolle Stimme zu verleihen“, sagt Ursula Sladek, eine der Initiatorinnen des Bündnisses sowie Trägerin des Deutschen Umweltpreises. „Die von der großen Koalition vorgeschlagenen Reformpläne sind ein Schlag in das Gesicht der Millionen Bürger, die sich für eine dezentrale Bürgerenergiewende einsetzen. Ein Schlag ins Gesicht der Millionen Menschen, die sich für aktiven Klimaschutz vor Ort, für die Aufwertung ihrer Region, Generationengerechtigkeit, politische Teilhabe und langfristige Stabilität der Energiepreise engagieren.“

Deutschland muss Vorbild bleiben

Das neue Bündnis versteht sich als Kompetenzzentrum für alle Fragen der Bürgerenergie. „Die Bundesregierung hat noch nicht erkannt, dass vor allem die Bürgerinnen und Bürger vor Ort mehr Nachhaltigkeit in die Energieversorgung bringen. Ohne sie wäre die Energiewende noch weit von den politisch erklärten Zielen entfernt“, erklärt Dietmar von Blittersdorff, Aufsichtsrat des Bündnisses und Vertreter von „Energiewende Jetzt“, einem Netzwerk für Bürgerenergiegenossenschaften. „Dieses Engagement gilt es zu erhalten und zu fördern, auch weil wir damit ein Vorbild für viele andere Länder sind.“

Bundeskabinett tritt auf die Bremse

Auch Herrmann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes für erneuerbare Energie (BEE) sieht „die Energiewende von unten ist akut gefährdet“. Die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hebelt die Bürgerenergie aus. „Bisher wurde bei der Energiewende die Akteursvielfalt großgeschrieben“, moniert Falk. „Mit der Einführung von verpflichtender Direktvermarktung sowie Ausschreibungen für erneuerbare Energien macht die Bundesregierung eine Energiepolitik, die nur die Interessen der großen Marktakteure bedient. Das bremst die Energiewende radikal aus und gefährdet deren Akzeptanz.“ Denn die erneuerbaren Energien sind in der Bevölkerung bislang populär, weil sie politische und wirtschaftliche Teilhabe ermöglichen.

Ohne Bürger keine Energiewende

Vor diesem Hintergrund richtet das Bündnis Bürgerenergie einen klaren Appell an die Bundesregierung: „Ohne Bürgerenergie keine Energiewende. Bürgerbeteiligung darf nicht zu einer Frage von Ausnahmeregelungen und Bagatellgrenzen verkommen. Bürgerenergie muss im Zentrum der Politik stehen“, betont Ursula Sladek. „Deshalb fordern wir von der Politik auch zukünftig das Engagement der Bürgerenergiegenossenschaften, Bürgerwindparks, Solarfördervereine, der Landwirte sowie der Einzeleigentümer mit ihren Hausdächern zu fördern.“

Das Bündnis Bürgerenergie setzt sich ein für die politische Interessensvertretung, die Schaffung einer „Kultur der Bürgerenergie“ in der politischen Öffentlichkeit und die Förderung einer Bürgerenergie-Gemeinschaft durch bessere Vernetzung. Initiatoren und Gründungsmitglieder des Bündnisses sind Netzkauf EWS eG, Stiftung Neue Energie, GLS Bank Stiftung, 100 Prozent Erneuerbar Stiftung, Haleakala-Stiftung, Bürgerenergie Thüringen e.V., Landesnetzwerk Bürgerenergiegenossenschaften Rheinland-Pfalz, Netzwerk Energiewende Jetzt, Naturstrom AG, Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) und Agentur für Erneuerbare Energien.

Webseite des neuen Bündnisses