von: Urs Heinz Aerni
21. Januar 2021
© Limmat Verlag
Sie brachte vieles zum Erzittern. Von der politischen Schweiz über die Justiz bis zum Heiligen Stuhl in Rom. Gertrud Heinzelmann (1914 – 1999) wuchs in einer weltoffenen Kaufmannsfamilie im aargauischen Freiamt auf und legte ihre intellektuellen Fähigkeiten sowie ihr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden bereits als Mädchen an den Tag. Statt mit Puppen oder Musik schlug sie sich mit Büchern herum und stählte ihren Willen mit Bergsteigen. Heinzelmann wurde Juristin, erste Ombudsfrau in der Schweiz, kämpfte für das Frauenstimmrecht und forderte den Vatikan heraus, weil sie Priesterinnen auf der Kanzel sehen wollte. Gertrud Heinzelmann engagierte sich im Zentralvorstand des Schweizerischen Verbandes für das Frauenstimmrecht von 1956 bis 1976, den sie von 1959 bis 1960 präsidierte. Zudem wirkte sie im Migros-Genossenschaftsbund als Leiterin des «Büros gegen Amts- und Verbandswillkür».
Die Journalistin und Autorin Barbara Kopp gelang ein grossartiges Buch, das nicht nur eine Geschichte von einer unbeirrbaren Kämpferin für Recht und Gleichheit erzählt, sondern detailreich und zugleich packend ein Kapitel der Rechtsgeschichte öffnet, das heute noch einer tieferen Analyse verdiente. Die Schweizer Geschichte wäre ohne Gertrud Heinzelmann um einiges ärmer und meine Bibliothek ebenso ohne dieses wichtige und lesenswerte Buch.
Kopps Schreibstil führt die Leserin und den Leser fliessend und fundiert durch die Stationen eines filmreifen Frauenlebens. Neue Bücher, Fernseh- und Radiosendungen und viele Artikel erscheinen zum 50sten Jahrestag des Frauenstimmrechts in der Schweiz.
Es wäre wünschenswert, dass der Limmat Verlag zu diesem Jubiläum eine Neuauflage herausbrächte, wenigstens als Taschenbuch. Es lohnt sich, dieses Buch zu beschaffen, halt eben antiquarisch: Barbara Kopp: «Die Unbeirrbare – Wie Gertrud Heinzelmann den Papst und die Schweiz Fürchten lehrte», Erstauflage 2003 im Limmat Verlag. Wie lautet der Werbespruch im Buchhandel? «Das Buch, ein Wert, der bleibt.» Das gilt definitiv auch für dieses Buch.
Link: Für Digitallesende kann das Buch jedoch nach wie vor als E-Book gekauft werden.
Urs Heinz Aerni