von: Urs Heinz Aerni
14. Juli 2022
© Voliere Zürich Elisabeth Schlumpf
Urs Heinz Aerni: Frau Schlumpf jedes Jahr wird über die Auswirkungen der Feuerwerke auf die Natur und die Tiere diskutiert. Wie verhalten sich eigentlich die Vögel wenn es draußen knallt?
Elisabeth Schlumpf: Sie erschrecken und fliegen in Panik davon. Bei den Wasservögeln kommt noch die Verschmutzung der Gewässer durch herumliegende Raketenreste und Russ dazu.
Aerni: Könnte es sein, dass die Vögel das Feuerwerk als ein Gewitter empfinden?
Schlumpf: Ein Wetterwechsel spüren die Vögel vorher schon, durch Wind, Bewölkungszunahmen oder näherkommendes Donnergrollen. Die Knallerei der Feuerwerke komme ohne Ankündigung und plötzlich. Zudem meistens in der Nacht und somit sind vor allem die ruhenden Tiere besonders betroffen.
Aerni: Werden mehr verletzte Vögel nach einer solchen Nacht, wie auch nach einer Silvesternacht zu Ihnen in die Pflegestation gebracht?
Schlumpf: Wir erhalten jeweils mehr Meldungen über tote Vögel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Panik in Mauern und Scheiben geflogen sind.
Aerni: Gibt es Lärm, an den sich Vögel gewöhnen können?
Schlumpf: Die Lautstärke muss nicht immer ein Problem sein, denken wir an natürliche Lärmquellen, wie z.B. Wasserfälle, Bäche etc. und auch an regelmäßigen Lärm wie Straßen oder Eisenbahn können sich die Vögel recht gut gewöhnen, denken wir zum Beispiel an den Damm zwischen Rapperswil und Pfäffikon, wo die Ko-Existenz zwischen Verkehr und Vogelschutzgebiet erstaunlich gut funktioniert. Das Problem ist das plötzliche Knallen und das dazugehörende Lichtgewitter, das die Tiere sehr verängstigt.
Aerni: Was würden Sie sich wünschen und was raten Sie Menschen, die Tiere besitzen wenn es dann wieder die Raketen gezündet werden?
Schlumpf: Am besten darauf verzichten. Auch wenn ein Feuerwerk Tradition und für uns Menschen sicher sehr schön ist, sollte man Traditionen nach dem heutigen Stand des Wissens überdenken. Alle Wildtiere, wie auch Haustiere würden es danken, in dem sie uns erhalten bleiben.
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Elisabeth Schlumpf ist Geschäftsführerin der Voliere am Mythenquai und die Vogelpflegestation, wo verletzte einheimische Vögel gepflegt und wieder ausgewildert werden. Die Voliere nimmt auch Vögel zur Ferienpension auf und unterhält exotische Vögel aus Zuchthaltungen, zum Teil Arten, die vor dem Aussterben bedroht sind. Die Voliere-Gesellschaft Zürich wird durch Spenden und Gönnerbeiträge finanziert. www.voliere.ch