von: Urs Heinz Aerni
19. September 2016

Schweiz: Protest gegen Umbau bei Agroscope

Agroscope ist das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung und ist dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) angegliedert. Agroscope setzt sich für eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft sowie eine intakte Umwelt und trägt damit zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Als die Regierung Sparmaßnahmen und Umbaupläne bekannt gab, hagelt es Proteste. Wir veröffentlichen hier ein Reaktion des Winzers Andreas Meier, der in Klingnau lebt und in Würenlingen (Kanton Aargau, Schweiz) eine Weingut mit Rebschule unterhält.

© Andreas Meier

Von der Gesellschaft wenig bemerkt, im Morgengrauen des Stabilisierungsprogrammes des Bundes, wird der Schweizer Agrarforschung ein Schaden über Generationen hinaus zugefügt. Statt wie bis anhin 140 Mio., sollen zukünftig der Agroscope nur noch 132 Mio Franken für ihren Forschungsauftrag zu Verfügung stehen. Durch den beschlossenen Umbau von 4 Forschungsinstituten und 19 Forschungsbereichen auf neu 10 Einheiten wurden auf einen Schlag 14 Kaderstellen gestrichen, viel Wissen und ein gutes Netzwerk gehen damit verloren. Das Sparziel wird damit aber erst zu einem Viertel erreicht.

Wer Wein keltert kennt das: Nach dem normalen Pressvorgang braucht es oft ein Nachpressen. Ein weiteres Nachpressen dient der Sache nicht. Dieser Saft schadet der Qualität mehr als er nutzt.

Nach wiederholten Umbauten, der letzte ist erst zwei Jahre alt, scheint der Agroscope-Rat die Lösung nun gefunden zu haben. Für eine Agroscope „ohne Doppelspurigkeiten und voller Synergien“ werden Hierarchiestufen abgebaut. Sie seien administrativ zu aufwendig. Die  schlanke Führungsstruktur bringt nach Lehmann „ein Maximum an Leistung“. Der Direktor wird zum Chef ohne Widerrede. So einfach sehen das Könige!

Die Schweizer Landwirtschaft ist auf eine gute Forschung angewiesen. Wirtschaftstheoretiker sehen im Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft Kaderstellen bei Syngenta, Nestle und Emmi. Die produzierende Landwirtschaft aber braucht für die Zukunft eine freie und kreative Forschung, gut vernetzt und mit Nähe zur Praxis.

Alle Sektoren erleiden Schaden, in der Weinbauforschung leidet speziell der eingeschlagene Weg einer die Sprache übergreifenden Zusammenarbeit. Der Röstigraben wird wieder größer.

Der geplante Wechsel von einer Linienstruktur mit bekannten Bereichsleitern hin zu einer für den Praktiker kaum überschaubaren Matrixstruktur ist „kreuzfalsch“ – es bleibt zu hoffen, dass dies bald erkannt wird. Agroscope baut dann wieder um.

Andreas Meier, Winzer

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