von: Corina Burkhardt, Mellingen (Schweiz)
24. Juni 2022

Selbstverlag

Ein Gastbeitrag von Corina Burkhardt

© Corina Burkhardt - pd

Sind Selbstverleger nicht Autor/-innen, die keinen Verlag finden? Die sogenannten Laien ohne Qualitätssiegel? Ich als verlagslose Autorin beantworte diese Fragen gerne mit einem klaren «Jein», denn wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Natürlich gibt es Autor/-innen, die nach der x-ten Absage eines klassischen Verlags in den Selbstverlag wechseln, um ihr Herzensbuch doch noch in den Händen halten zu können. Aber es gibt eben auch jene, die sich bewusst für den verlagslosen Weg entscheiden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manchmal wechseln Autor/-innen auch vom klassischen Verlag in den Selbstverlag oder umgekehrt. Werden die beiden Varianten kombiniert, spricht man von Hybridautor/-innen. Uff … ist das ein Hin und Her.

Im Zeitalter von Publikationsdienstleistern und Sozialen Medien ist es geradezu simpel, verlagslos ein Buch zu veröffentlichen und es zu bewerben. Es braucht bloss einige Klicks und schwuppdiwupp ist eine Pdf-Textdatei mit einem selbst gebastelten Buchumschlag in nahezu allen gängigen Buchonlineshops verfügbar. Wahnsinn, oder? Jeder kann was und in welcher Form er will, publizieren und genau da liegt meiner Meinung nach der Casus knacksus begraben. Denn es können Texte hochgeladen werden, die niemanden interessieren und die von Rechtschreib- und Logikfehlern nur so strotzen. Andererseits gibt es unter den Selbstverlagstiteln Schätze, die ein professionelles Lektorat, Korrektorat und Coverdesign durchlaufen haben. Nicht selten finden sich gar verlagslose Bücher auf namhaften Bestsellerlisten und erregen die Aufmerksamkeit von Verlagen oder Agenturen. Selbstverlegen ist demnach ein zweischneidiges Schwert, bei dem Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und die Liebe zum Handwerk den Unterschied ausmachen. Dabei scheint es mir von immenser Wichtigkeit, sich der Verantwortung als Selbstverleger bewusst zu sein und mit bestmöglicher Qualität zu publizieren, um das Vorurteil des Laientums ohne Qualitätssiegel ein für alle Mal zu revidieren.

Ich habe mich 2019 bewusst dazu entschieden, meinen Debütroman im Selbstverlag zu veröffentlichen. Denn auf der einen Seite habe ich die Herausforderung gesucht und auf der anderen Seite wusste ich, dass ich als No-Name kaum Chancen auf einen Verlagsvertrag habe. Vier Bücher später stehe ich nun bei einer Literaturagentur unter Vertrag, was ich allein der Möglichkeit des Selbstverlegens zu verdanken habe.

Corina Burkhardt

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