von: Urs Heinz Aerni
14. März 2019
© Giorgio Avanti
Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht….
Giorgio Avanti: …eine intensive, interaktive Schreibweise, ist quasi Malerei in Sätzen, ermöglicht lyrische Zwischenrufe, abrupte Kürzungen, unverhoffte Wendungen. Sie ist Würze und Motor von Schreibe und Textur.
Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:
Avanti: Überall, wo es eine Unterlage, Papier und Schreibzeug gibt, im Zug, in einer Beiz, auf einem flachen Stein in den Bergen, wo auch immer, selbst beim Spazieren, im Kopf; dort entwerfe ich Geschichten und botanisiere spontane Einfälle und Gedanken.
Aerni: Der Lesende darf meine Bücher…
Avanti: lesen, was ja nahe liegt, ausleihen, weglegen, kritisieren, loben, behandeln nach Belieben, kann sie verstauben lassen, hie und da zur Hand nehmen, in ihnen blättern – der Vorteil von Kurzgeschichten -, als Stauraum in der Bibliothek benützen, verschenken oder zum Altpapier geben.
Aerni: Eine Welt ohne Bücher wäre…
Avanti: …keine Welt, wäre seelenloses Wüstenland, ohne Gedächtnis, wäre eine Strasse ins Nichts, ohne Wirklichkeit als Vorstellung des Geistes.
Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…
Avanti: …den Zugang zur Sprache, zur Entdeckung ferner Welten, zum Reisen ohne zu reisen, ermöglicht Kommunikation und Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Umwelt, schafft Bildung und Kultur, ungeahnte Einsichten, Erfahrungen, Reichtum des Geistes und Individuation.
Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…
Avanti: Sinngebung, Protokollierung des Jetzt, Verarbeitung, Beglückung, Möblierung des Vergangenen, Zwiesprache und Schöpfen mit und aus dem Unbewussten, Fabulieren aus allerlei Neben- und Innenwelten.