von: Dabux Verlag Werdenberg (Schweiz)
20. August 2019

Schweizer Jugendbücher jenseits von Heidi

Vor vier Jahren erst wurde der da bux Verlag gegründet, um leseschwache Jugendliche zum Lesen zu motivieren. Die Geschichten sind ganz nah dran am Alltag der Jugendlichen. Sie haben das Schweizer Jugendbuch neu belebt und auch Debatten ausgelöst. In diesem Herbst erscheinen Jugendbücher zu den Tabuthemen Sexting, Homosexualität und Gewalt.

© Dabux Verlag Alice Gabathuler Stephan Sigg Thomas Zai

«Mit unseren Büchern wollen wir Jugendliche fürs Lesen motivieren», sagt Alice Gabathuler, die zusammen mit Stephan Sigg und Tom Zai 2016 den da bux Verlag gegründet hat. Die drei Neuverleger profitieren von ihren jahrelangen Verlagserfahrungen als Autoren bei Schweizer und deutschen Verlagen. Durch ihre eigene Tätigkeiten als Autoren, bei Lesungen und als Lehrer wissen sie: «Zu viele Bücher auf dem Markt erreichen Jugendliche in der Schweiz nicht, weil sie nicht ihre Sprache sprechen, zu komplex sind oder nicht die Lebenswelt von jungen Menschen authentisch abbilden.»Die Bücher von da bux sind knackige 60 Seiten kurz und haben den Schweizer Jugendalltag im Fokus. Das Verlagsteam und die mitwirkenden Autorinnen und Autoren haben direkt mit der Zielgruppe zu tun und holen sich dort ihre Inspirationen. «Die Jugendlichen werden sich mit den Geschichten und Protagonisten identifizieren», sagt Tom Zai. Zu jedem Buch werden Unterrichtsmaterialien als kostenloser Download angeboten: «Wir wollen damit Lehrerinnen und Lehrern motivieren, im Unterricht mit den Büchern zu arbeiten.»Die Autoren und Autorinnen können für Lesungen und Workshops engagiert werden.

 

Renommierte Schweizer Autorinnen und Autoren

Zwölf Bücher sind bereits erschienen, die nächsten vier kommen im September auf den Markt. Unter den Autorinnen und Autoren sind Newcomer genauso vertreten wie Autorinnen und Autoren, die sich schon im ganzen deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht haben wie zum Beispiel die Krimi-Autorin Petra Ivanov, Katja Alves, Franco Supino oder Andrea Gerster, die im Sommer beim Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt mitwirkte. „Mit dem Buch Crash von Petra Ivanov konnten wir schon mit der ersten Edition einen Bestseller landen“, so Alice Gabathuler.

Was Jugendliche beschäftigt

„Jugendliche wollen sich in den Geschichten wiederfinden“, sagt Stephan Sigg, „deshalb beschäftigen sich unsere Bücher 1:1 mit ihrem Alltag. Sie dokumentieren, was Jugendlichen in der Schweiz unter den Nägeln brennt.“ Und diese Realität habe mit der „Heidi-Idylle“ wenig zu tun: Mobbing, Fitnesssucht, Raser oder Armut in der reichen Schweiz … Im neuen Programm erzählt Sunil Mann mit „Totsch“ eine Coming-Out-Geschichte und liefert damit das erste Schweizer Jugendbuch, das sich mit Homosexualität beschäftigt. Petra Ivanov legt mit „Sexding“ eine packende Geschichte über Sexthing vor. Und Alice Gabathuler setzt auf eine besondere Art des Storytellings: Ihr Buch gibt es gleich zweimal – einmal aus der Sicht von Alina, einmal aus der Sicht von Killian.

 

 

„Mit unterschiedlichen Rolemodels konfrontieren“

„Totsch“ von Sunil Mann

So wie alle da bux-Autoren wendet sich auch Sunil Mann mit seinem Buch besonders an leseschwache Jugendliche. Er hat eine Sprache gewählt, die auch junge Leserinnen und Leser packt, die sich mit Lesen schwer tun. Er hofft, dass das Buch auch als Klassenlektüre zum Einsatz kommt: „Es war schon immer eine große Chance, sich mit einer Geschichte einem Thema anzunähern“, so Sunil Mann, „statt Fakten und Theorie lernt man einen konkreten Menschen und seine Gefühle kennen. Ich hoffe, dass nach der Lektüre in den Klassen diskutiert wird: über Homosexualität, Vorurteile und Homophobie.“ Medienberichte zeigen, dass homophobe Beleidigungen und Übergriffe wieder zunehmen. Gerade deshalb sei es wichtig, in den Schulen das Thema nicht auszublenden, sondern darüber zu sprechen. Auch wenn noch immer ein Tabu, erlebe Sunil Mann, dass Jugendliche offen und interessiert seien, über sexuelle Identitäten zu sprechen. „Ich kann die Lehrpersonen nur ermutigen, das Thema aufzugreifen.“ Auf eines hat Sunil Mann, der sich schon als Autor von Erwachsenen-Krimis weit über die Schweizer Grenze hinaus einen Namen gemacht hat, besonders Wert gelegt: „Coming-out-Bücher und -Filme sind oft von einer bitter-süßlich-melancholischen Grundstimmung geprägt. Ich wollte eine ganz andere Geschichte erzählen: Mein Protagonist ist alles andere als eine Opfer-Figur. Er lässt sich nicht unterkriegen, ist selbstbewusst. Er weiß, was er will und steht mit beiden Beinen im Leben. Nicht die Frage der sexuellen Orientierung macht ihm zu schaffen, sondern dass die Person, zu der er sich hingezogen fühlt, unerreichbar scheint.“ Die Geschichte spielt in der Agglomeration von Zürich und schildert den Alltag von Schweizer Jugendlichen. Olaf, leicht übergewichtet, entspreche nicht dem typischen Rollenbild. „Wenn Vorurteile abgebaut werden sollen, ist es wichtig, Jugendliche mit unterschiedlichen Rolemodels zu konfrontieren.“

Leseproben und weitere Infos zu den Büchern: www.dabux.ch/buecher/programm-2019/

Website: www.dabux.ch

Quelle: Dabux Verlag