von: H. S. Eglund
27. März 2022
Beginn der Einfahrt in das alte Bergwerk am Ufer der Elbe. © H.S. Eglund
Am 23. März 1222 entschied Friedrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation einen merkwürdigen Streit: Der Bischof von Meißen und der Markgraf stritten um die Silbergruben bei Scharfenberg, einer kleinen Stadt im Bistum Meißen. Der Streit berührte eine grundsätzliche Frage des mittelalterlichen Bergbaus: Wem gehörten die Gruben? Dem Kirchenherr, also Rom? Oder dem Gutsherren, der weltlichen Macht?
Damals verfügte der Kaiser, wer die Gruben ausbeuten durfte. Im sogenannten Bergregal entschied der Kaiser zugunsten des Bischofs, der mit dem Silber den Bau des Meißner Doms finanzierte, eines der gewaltigsten Bauwerke seiner Zeit. Wenig später, 1232, sprach der Kaiser dem Landesfürsten eigene Gruben zu, um die Interessen auszugleichen.
Das Bergregal sprach dem Kaiser das Privileg zu, über den Abbau kostbarer Erze zu verfügen, unabhängig vom Landeigentum der Territorialfürsten. Er konnte es an Bischöfe oder Könige abgeben, war nicht gebunden. Das Bergregal erlaubte zudem die Gründung freier Siedlungen wie Freiberg, Annaberg, Schneeberg oder Sankt Joachimsthal auf der böhmischen Seite.
In ihren regierte das Bergrecht, nicht die Rechtsprechung des Herzogs. Der Vorteil: Mit dem Bergbau entwickelten sich das Handwerk und der Geldverkehr, denn neben dem Bergregal verlieh der Kaiser auch das Münzregal.
Bekannt sind die Zwickauer Silbermünze der Brüder Martin und Niklas Römer aus dem späten 14. Jahrhundert und die Münze der Grafen Schlick im böhmischen Joachimsthal Anfang des 15. Jahrhundert. Der Joachimsthaler ging als Silbermünze zunächst in Europa durch die Hände, wurde als harte Währung sehr geschätzt. So wurde er zum legendären Taler und später zum Dollar, der Währung der unabhängigen Kolonien in Neu-England.
Es wird vermutet, dass der sächsische Bergbau einige hundert Jahre älter zurückreicht als die Urkunde von Kaiser Friedrich II. Vermutet werden die Anfänge im zehnten und elften Jahrhundert. Zunächst wurde Zinn aus den Bächen und Flussläufen der Berge an der Elbe und ihren Zuflüssen gewaschen, man spricht von Seifen. Wo die Erzgänge aus dem Ufer traten, gingen die Seifner in den Berg.
Seitdem weckten Zinn, Kupfer, Blei, Kobalt und vor allem Silber die Gier der Mächtigen. Als Kaiser Friedrich für den Bischof entschied, setzte er die Rechte des Markgrafs von Meißen zurück. Er war der eigentliche Grundherr der Ländereien an der Elbe, doch er musste sich dem Richtspruch beugen. Das Bergregal hebelte die weltliche Macht des Fürsten aus, und dieser Konflikt sollte für die kommenden 500 Jahre auf der deutschen Geschichte lasten wie ein Fluch.
Denn dieser Widerspruch – die Teilung der Macht und damit doppelte Bürden für die Bauern, Bergleute und Kaufleute – führte zum Bauernkrieg und zur Reformation. Erst mit dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Macht der Bischöfe und Klöster gebrochen, die Machtfrage in deutschen Landen zugunsten der Kurfürsten entschieden.
Da war die frühe Phase des Silberbergbaus bereits Geschichte. Denn eine Schwemme von Silber und Gold aus den spanischen und portugiesischen Kolonien in der Neuen Welt ließ die Preise in Europa einbrechen. Der Aufwand lohnte nicht mehr. (gekürzt)
Den vollständigen Artikel lesen Sie im Blog des Autors.
Zur Industriegeschichte lesen Sie auch:
Video: Eglund am Solarfeld in Groß-Dölln
Video: Eglund am Solarfeld in Groß-Dölln (2)
Video: Mit Eglund am Kohlekraftwerk in Schwarze Pumpe
Video: Eglund am Tagebau Welzow-Süd in der Lausitz
Copyright © J · Alle Rechte vorbehalten · BERG.LINK
Magazine Theme v4 von Organic Themes · WordPress Hosting · RSS Feed · Anmelden