von: Medienmitteilung NZZ mit Kommentaren von Urs Heinz Aerni
20. Januar 2021
© NZZ Pressebild Rene Scheu
René Scheu, Feuilleton-Chef der NZZ, hat sich entschieden, im Sommer eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen: Er wechselt per 1. Juli 2021 zum Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern.
René Scheu (rs.) wird das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) ab Mitte Jahr als Geschäftsführer unterstützen. Der Philosoph und Italianist trat Anfang 2016 in die NZZ ein und setzte dabei von Anfang an erfolgreich eigene Akzente im Feuilleton. Unter seiner Leitung hat das Debatten-Feuilleton über Landesgrenzen hinaus große Beachtung gefunden.
Kommentar Redaktion: Die Beachtung in Deutschland und Österreich bestand auch darin, dass die NZZ in den letzten Jahren politisch schärfer und mit ihren Leitartikeln in die Gefahr geriet, als Blatt herüber zu kommen, das festgezurrte Welthaltungen zum Besten geben will. Die Verbundenheit zur FDP war und ist bekannt und akzeptiert. Allerdings hat sich ein ideologischer Grundton breitgemacht, der viele treue Leserinnen und Leser Unbehagen auslöste. Die „Alte Tante“ wurde durch ihre Gelassenheit und ausführlichen Beiträgen im Sinne, sich dem guten Wort und dem scharfen Gedanken zu verschreiben, geachtet und geschätzt. Vor der Zeit bei der NZZ prägte René Scheu das freisinnig-freundliche Magazin SCHWEIZER MONAT dergestalt, dass auch dort ein Trend zu mehr Meinung statt Sondierung zu vernehmen war. Genau das bräuchten wir heute, mehr hinterfragend und suchend als behauptend schreiben.
«Réne Scheu ist ein hervorragender Journalist mit einem sicheren Gespür für Themen und Autoren, die eine breite Leserschaft interessieren. Er ist ein begnadeter Interviewer.
Redaktion: Scheu ist ein blitzgescheiter Denker, doch oft war er in Interviews zu präsent und gab dem Gegenüber zu wenig Raum. Wenn die Gefahr bestand, dass man nach der Lektüre des Interviews fast mehr weiß über den Journalisten als über den Gesprächsgast, dann besteht Bedarf an der Justierung des Handwerks. Scheu ist ein Autor mit dem Bedürfnis, laut für die Öffentlichkeit zu denken und Thesen zu kreieren. So kann er in seiner Positionierung ohne die Gratwanderung, die ein Qualitätsjournalismus verlangt, sich ausdrücken und sich den Fragen von anderen stellen.
Und er hat das Ressort zusammen mit seinem Team konsequent und massgeblich in Richtung ’digital first’ weiterentwickelt», sagt Eric Gujer, Chefredaktor der NZZ. «Für sein Engagement und seine ausgezeichneten Leistungen möchte ich ihm, auch im Namen der gesamten Redaktion, herzlich danken. Und für seinen nächsten beruflichen Schritt wünsche ich ihm alles Gute.»
Redaktion: Das wünschen wir ihm auch von Herzen und es sei vermerkt, dass die damalige Zusammenarbeit mit dem Verfasser für eine kurze Zeit beim Schweizer Monat, Freude machte. Trotz unterschiedlicher Einschätzungen zur Lage der Nation und ihrer Kultur, wäre es schon, weiterhin von ihm lesen zu können.
Die Suche nach einer neuen Feuilleton-Chefin bzw. einem neuen Feuilleton-Chef wird demnächst aufgenommen.
Redaktion: Falls gewünscht, würden wir gerne Tipps geben. Wie wäre es mal mit Kolleginnen und Kollegen von Medien aus Deutschland oder Österreich mit neuer Sicht auf die Schweiz? Vielleicht mal Leute vom FALTER, STANDARD, FAZ, SÜDDEUTSCHE, SPIEGEL oder auch von gut gemachten Zeitungen wie SALZBURGER NACHRICHTEN oder SÜDKURIER oder BERLINER MORGENPOST? Und was auch super wäre, eine frische weibliche Stimme. Täte dem Feuilleton mächtig gut.