von: H. S. Eglund
31. März 2022
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Clanmother und Eglund gemeinsam unterwegs: Ausgangspunkt der Zeitreise ins Erzgebirge sind die Berichte des römischen Geschichtsschreibers Tacitus, der in seine Werk Germania vor 2.000 Jahren erstmals einen besonderen Landstrich erwähnt:
So haben das Land weiter östlich (vom Hercynischen Walde – H.S.E.) die Bojer innegehabt, ein gallischer Stamm. Noch ist der Name Boihämum erhalten als Erinnerung an die Geschichte des Landes, wenn auch dessen Bewohner gewechselt haben.
Boihämum – das heutige Böhmen – erhielt seinen Namen von den Bojern, die als lebenslustig und ein bisschen faul beschrieben wurden. Deshalb wird der Begriff Boheme für (Lebens)Künstler benutzt, für Menschen, die sich eher geistigen Freuden zugezogen fühlen als harter, schwerer Arbeit.
Boihämum war gegen die nördliche angrenzenden Berge – das heutige Erzgebirge – und die sächsischen Germanen durch den Dunkelwald, den legendären Miriquidi getrennt. Dieser Landstrich lag außerhalb der römischen Erfahrungswelt, denn vor zwei Jahrtausenden galt der Wald als undurchdringlich. Hier fanden die Kenntnisse des römischen Schreibers ihre Grenze.
Die bis zu 1.200 Meter aufsteigenden Berge waren unbewohnt, galten als sehr unwirtlich. Noch heute markiert das Erzgebirge im Winter und Frühjahr die kältesten Temperaturen zwischen Alpen und Ostsee. Auch sind heftige Stürme und Starkregen keine Seltenheit.
Die Besiedlung des Erzgebirges begann erst vor rund tausend Jahren, als der Markgraf von Meißen fränkische Bauern ins Land holte. Sie begannen, den Dschungel zu roden. Sie wuschen glitzernde Graupen (Metallkörner aus Zinn oder Silber) aus den Bächen und Flüssen, zunächst im sogenannten Seifenabbau.
Dabei arbeiteten sich die Seifner entgegen dem Flußlauf vor. Wo die Erzader aus dem Ufersand trat, stießen sie in die Böschung vor – mit der Spitzhacke. Diese Methode wurde später beim Goldrausch in Kalifornien und am Klondike angewendet. Auch hier dominierte die Goldwäsche, bis die Erzadern in die Berge mündeten. Untertage wurden Bergeisen und Schlägel zu den wichtigsten Werkzeugen der Bergleute.
Den Gängen von Zinn, Blei, Kupfer und Silber folgend wurde das Erzgebirge – neben den Alpen und dem Harz – zur Wiege des Bergbaus in deutschen Landen. Im 12. Jahrhundert wurden bei Freiberg reiche Erzgänge mit Blei und Silber entdeckt. Teilweise reichten die Erzgänge bis zur Grasnarbe und waren außerordentlich reich.
Das erste Berggeschrey zog Tausende arme Bauern und Tagelöhner nach Sachsen, um als Bergarbeiter ihr Glück zu versuchen. Freiberg entstand mit seinem Bergamt, fortan Vorbild für alle freien Bergstädte wie Annaberg, Schneeberg oder Sankt Joachimsthal (heute Jachymov in Tschechien).
Als 1477 in Schneeberg gediegen Silber aus dem Berg geholt wurde, hub das zweite Berggeschrey an, das rund hundert Jahre dauerte. Zu dieser Zeit wurden die letzten Urwaldriesen des Miriquidi gerodet, um Holz für den Ausbau der Silbergruben und die Hütten der Bergleute zu bekommen. Bis zu 600 Meter teuften die Bergleute die Schächte im Schneeberger Revier ab. Auch in Böhmen wurden ergiebige Erzgänge entdeckt und aufgefahren. (gekürzt)
Die vollständige Version des Artikels finden Sie im Blog des Autors.
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Podcast: Traveling To The Erzgebirge With Eglund (23:55 min.)
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