von: Urs Heinz Aerni
15. Februar 2016

Ein Buch für das Ei

Die Gestalterin und Autorin Maria Herrlich ehrt das Ei mit einem ganzen Buch, gefüllt mit bekannten und neuen Texten. BERG.LINK fragt bei der Berlinerin nach.

© pd Maria Herrlich

Urs Heinz Aerni: Sie widmen als Zeichnerin, Autorin und Herausgeberin dem Ei ein Buch. Warum nicht der Bohne oder der Erbse? Wie kamen Sie gerade auf’s Ei?

Maria Herrlich: Zurückgefragt, wozu fällt Ihnen denn mehr ein? Okay, wir haben die Prinzessin auf der Erbse, die Bohnenstange, Erbspüree oder Chili Con Carne. Doch was ist das im Vergleich zum Ei, der Urzelle unseres Lebens, dem Apfelei der Computerbranche, dem Eierkopf, dem Eierlauf, dem Osterei? Für den einen ist das perfekt gekochte Frühstücksei schon Herausforderung genug, für Fortgeschrittene das Gelingen einer Mayonnaise. Getrennte Eier werden zur Hollandaise oder zum Baiser. Schokoladeneier gibt’s zu Ostern und Eierkuchen sind eine alltägliche Leckerei, egal ob süß oder salzig. Der Eierstich in der Suppe, nicht nur ein Eyecatcher für Genießer!

Aerni: Sie sammelten Texte aus der Weltliteratur und von zeitgenössisch Schreibenden. Wie gingen Sie vor?

Herrlich: Kennen Sie das nicht? Sie wollen erst mal nur wissen, was es mit dem Ei des Kolumbus auf sich hat. Sie stoßen auf die  Geschichte des stehenden Eies, doch plötzlich lachen sie über Heinz Erhardt, der Ihnen was von Kolumbus in der Hauptstadt Madrid erzählt. Und schon wird nicht nur im Netz gefischt, wiederentdeckt und gefunden. Die Idee fürs Ei-Buch ist in einer weinseligen Nacht zwischen den Jahren 2011/2012 in meinem damaligen Weinladen entstanden. Dort habe ich Lesungen mit zeitgenössischen Autorinnen und Autoren, zum Beispiel Frederike Frei, Tanja Langer oder auch Ralf Sotscheck, veranstaltet. Was lag da näher, als sie zu bitten, ihre Schubladen nach einer Eiergeschichte zu durchforsten oder in ihnen gar die Lust zu entfachen, eine neue Eigeschichte für’s Buch zu schreiben. Mein Bitten wurde erhört, das Resultat halten Sie in der Hand.

Aerni: Wir lesen Texte von Wilhelm Busch und Joachim Ringelnatz sowie Nicki Pawlow und Tanja Dückers. Ihre sympathischen  Zeichnungen und die Rezepte lassen es als Geschenkbuch daherkommen. Wem würden Sie Ihr Buch nicht empfehlen und warum?

Herrlich: Schwer zu sagen, da letztlich für jeden etwas dabei ist. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, und ich würde es mir nicht anmaßen, über des einen oder anderen Geschmack zu urteilen. Unterm Strich ist es nichts für Griesgrämer, die könnten es in aller Schein-Intellektualität zu ernst nehmen und ihren Kritikerfinger gerne in nicht vorhandene Wunden stecken wollen, während die Fröhlichen unter uns wohl fröhlicher werden.

Aerni: Sie spielen es ja im Titel an, Ei-Buch. Wie halten Sie es eigentlich mit dem E-Book oder E-Reader?

Herrlich: Na, da fragen Sie die Richtige. Kurz gesagt, ich möchte in meiner Freizeit nicht auch noch von unten angeleuchtet werden, und so stehe ich mit dem guten alten Buch auf Du und Du. Lang gesagt, dem E-Book ist die Zukunft sicher, schon alleine der begrenzten Reisekilos wegen. Die vielfältigen Möglichkeiten gerade im Kinderbuchbereich durch Animationen, interaktive Module, zum Beispiel der Stimmeneinlesung von Mutter, Vater, Oma, Opa, sprechen fürs E-Book. Aber, lieber Herr Aerni, wollen Sie ein E-Book verschenken? Ich jedenfalls nicht. Wo bleibt mein handgeschriebener Gruß, die phantasievolle Verpackung und das Glück, Frischgedrucktes einzuatmen? Gegen schöne Bücher ist bei mir kein „E” gewachsen, es sei denn ein virtuelles Highlight. Ansonsten ist mein Leben virtuell genug.

Link zur Website von Maria Herrlich 

Das Buch
Maria Herrlich (Hrsg.)
Ei-Buch
Achter Verlag
72 Seiten, durchgehend illustriert
Hardcover mit Lesebändchen
ISBN 978-3-98145624-0