von: Urs Heinz Aerni
6. Januar 2019
© Angelika Polak-Pllhammer
Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…
Angelika Polak-Pollhammer: Bilder in Köpfen entstehen zu lassen. Also wirklich noch Kino im Kopf, das Schöne ist dabei, dass jeder seine eigenen Erfahrungen mitbringen und einbringen kann. Ganz besonders gut gelingt das im Dialekt, der ja eine Bildersprache ist. So ist es möglich zu berühren, mitten hinein zu treffen, ohne dabei zu verniedlichen. Oder gar in eine Richtung zu kippen … falscher Patriotismus und Heimattünkelei – wenn Sie wissen, was ich meine.
Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:
Polak-Pollhammer: Einen Lieblingsschreibort gibt es so eigentlich nicht. Vieles entsteht vor dem Niederschreiben und dem endgültigen Ausarbeiten auf Fresszettel, die immer irgendwo im Haus herumliegen. Wenn dann Zeit ist, setzte ich mich zum Laptop, tippe und feile. Dieser steht in einem Zimmer, das auch ein Schlagzeug, einen Verstärker für den E-Bass, Bücher, div. Schulmaterial und Sonstiges beherbergt. Es ist unser Zimmer für Alle. Deshalb bin ich auch gerne am Abend beim Schreiben – da ist es ruhiger. Wenn ich allerdings in der Natur bin, kommt Einiges daher – im Gehen – und das, dann auf Zettel …. „Also ein Kreislauf“
Aerni: Der Lesende darf meine Bücher…
Polak-Pollhammer: immer wieder zur Hand nehmen. Vielleicht findet er oder sie ein Lieblingsgedicht, das gerade zur jeweiligen Lebenssituation passt. Im besten Fall spendet es Trost, Aufmunterung oder einfach Freude. Und wenn es nicht gefällt, worüber ich nicht böse bin (mir gefällt auch nicht alles), bitte nicht in den Müll sondern in eine SecondHandBücherei – dann kann es vielleicht noch von jemand anderem gefunden werden.
Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…
Polak-Pollhammer: mich sehr traurig machen. Da würde mir wirklich was fehlen. Es ist jedoch fast nicht vorstellbar – auch in Zeiten von e-book…. Die Menschen werden sich immer mitteilen wollen und Geschichten zu erzählen haben. Und dafür braucht es ein Medium.
Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…
Polak-Pollhammer: selbstständig zu sein, sich mitzuteilen und teilzuhaben, an Informationen zu kommen, … aber auch die Möglichkeit für Rückzug.
Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…
Polak-Pollhammer: … mich mit mir selbst auseinanderzusetzen, die Liebe zu Sprache und Geschichten weiterzugeben. Schon als Kind habe ich gerne selbst Geschichten gehört – mein Vater konnte wunderbar erzählen. Meinen Kindern habe ich immer gerne vorgelesen und ich höre nach wie vor gerne anderen beim Lesen und Erzählen zu. Es ist nicht wirklich Arbeit mit Sprache und Geschichten zu arbeiten – zumindest meistens. Nur das Drumherum (Verlagsuche, Lektorat, Verkauf, …) kann wirklich Arbeit werden, gehört aber halt auch dazu.