von: Martin Bienerth
25. Februar 2017
© pd - Martin Bienerth mit seiner Frau Maria in Andeer
Ich bin Jahrgang 1957 und im Allgäu aufgewachsen. Nach dem Fachabitur, Zivildienst und einer einjährigen Reise durch Spanien hat mich die Frage beschäftigt, wo unser Essen herkommt.
1981 bis 1982 besuchte ich die Fachschule für Landwirtschaft in Leutkirch im Allgäu, ich wurde dort konfrontiert mit den Fragen zur Energiepolitik (Atomenergie), der Ökologie (biologischer Landbau), des Umweltschutzes (grüne Politik) und der Milch- und Alpwirtschaft.
Milch als Urstoff allen Lebens im Säugetierbereich (und da gehören wir Menschen auch dazu) weckte meine Neugier. Ich ging dorthin, wo die Milch auch heute noch am ursprünglichsten gewonnen und verarbeitet wird, auf die Alp. Es folgten 20 Sommer (1982 bis 2001) auf verschiedenen Alpen, ich lernte Jungvieh, Schafe, Ziegen, Pferde und Schweine kennen. Meine Liebe blieb jedoch an den Milchkühen hängen. Fragen zu Milchgewinnung, Milchverarbeitung und Milchqualität bestimmen seit damals mein Leben.
Ich weiss, jede beantwortete Frage wirft zwei neue Fragen auf. Trotzdem habe ich es gewagt, an der Gesamthochschule-Universität Kassel in Witzenhausen Landwirtschaft zu studieren mit den Schwerpunkten ökologischer Landbau und Tierhaltung. In meiner Studienzeit von 1983 bis 1990 war es mir leider nicht möglich, die Worte Tierproduktion und Tiermaterial trotz ständiger Proteste aus den Vorlesungsräumen zu verbannen. Dafür war es mir vergönnt, mit Prof. Dr. Engelhardt Boehncke einen Hochschulmenschen zu treffen, der meinen Weg gerade durch sein Menschsein massgeblich beeinflusst hat. Meine Diplomarbeit „Zur Geschichte und Entwicklung der Alpen Rinderberg, Grava und Rischuna“ brachte mir tiefe Einblicke in geschichtliche Entwicklungsprozesse der Alpbewirtschaftung und der Berglandwirtschaft.
Die Vielfalt biologischer Wirtschaftsweisen lernte ich kennen durch meine 5-jährige Tätigkeit als EU-Inspektor im Süddeutschen Raum ebenso wie die Auswüchse der Bürokratie, die ich vergeblich versuchte, zu bekämpfen. Meinen Ärger über Paragraphen und Papier konnte ich kompensieren durch meine Arbeit als Waldarbeiter und den Versuch, journalistisch zu arbeiten. Im Jahre 1997 gründete ich den Alpsichtverlag www.alpsicht.ch mit dem Ziel, Postkarten mit einer anderen Sicht der Alpenwelt als Samen zu verstreuen mit der Hoffnung, dass nicht alles, was wirklich gut und sinnvoll ist, von den heutigen „Glücksbringern“ aufgefressen wird.
Als ehemaliges Vorstandsmitglied des Bündner ÄlplerInnenvereins und Mitglied in der Alp- und Milchwirtschaftskommission des Bündner Bauernverbandes lernte ich die Seiten Arbeitgeber und Arbeitnehmer des Alplebens kennen. Beide Seiten verfügen meiner Meinung nach über ein zu geringes Wertebewusstsein für ihre Arbeit und ihre Produkte, weshalb ich mir bis heute zur Aufgabe gemacht habe, an einem neuen Wertebewusstsein im Berggebiet zu arbeiten.
Seit 2001 sind meine Frau Maria Meyer und ich Pächter der Sennerei in Andeer. Unserem Ziel, die Dorfsennerei zu erhalten und so umzugestalten, dass sie sich zu einem gesunden Gesamtbetrieb mit 6 Arbeitsplätzen entwickeln kann, haben wir erreicht. Nun gilt es, dies Erreichte zu festigen.
Im Mai 2010 erschien das Buch „Alpechuchi“, wo ich als Hauptautor Bilder und einige Gedanken zu alpwirtschaftlichen Themen los werden konnte. Schon ein Jahr später folgte mein zweites Buch „Alp“, in dem ausschliesslich Bilder und Texte von mir zusammen gefügt wurden.
Im Jahre 2013 zügelten wir ins Nachbarhaus, von wo aus wir nun die Geschicke der Sennerei begleiten.
Im Oktober 2014 erschien mein drittes Buch, „Alpsicht“, das bereits nach 4 Monaten vergriffen war. Dass diese meine Bücher so gut „laufen“, das weiß der Himmel, und vielleicht nicht einmal der. Aktuell ist das Buch „Alpechuchi“ in der sechsten Auflage, das Buch „Alp“ in der vierten Auflage und das Buch „Alpsicht“ in der zweiten Auflage.
Und dann habe ich noch die Postkarten gezählt, die bis jetzt gedruckt wurden. Die Schallgrenze von einer Milllllllion wurde überschritten.
Mein viertes Buch, gemeinsam mit Marcel Heinrich, „Alpengold“, Kartoffeln und Käse aus den Bergen ist 2016 erscheinen.
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