von: Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, SYNDIKAT
10. Juni 2020
© SYNDIKAT e.V. Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur
100.000 bis 150.000 weniger Neuerscheinungen wird es insgesamt bis ins Jahr 2021 in Europa geben. Die Vielfalt der europäischen Literatur ist dadurch gefährdet. Davor warnt der Dachverband der europäischen AutorInnen- und Übersetzerverbände. Auch die Nothilfeprogramme der einzelnen Länder sind demnach kaum auf Schriftsteller und freiberufliche Kulturschaffende ausgerichtet, die oft genug durchs Raster fallen.
AutorInnen, die im Frühjahr eine Neuerscheinung publizierten, fielen meist gänzlich unter den Bücher-Tisch. Für freiberuflich Schreibende bedeutet dies den Verlust von einem bis drei Jahren Arbeit. Debüt-Stimmen wurden gänzlich ihrer Chance beraubt, und so manche potentiell große SchriftstellerInnen dürften in der Corona-Krise für immer untergegangen sein.
Das Gros der AutorInnen bestreitet ihr Einkommen aus dem Honorar für Lesungen, Workshops und Seminaren. Seit Ende März wurden diese jedoch abgesagt. Neue Lesungen werden weiterhin kaum vereinbart, auch, da die meist eher kleinen Lesungsstätten wie inhabergeführte Buchhandlungen die Hygienevorschriften nicht so umsetzen können, dass ein lohnenswertes Publikum Platz findet.
„Viele unserer KollegInnen rutschen unverschuldet in eine prekäre Lage“, erklärt Jens J. Kramer, Vorsitzender des SYNDIKATS. „Die Hilfsangebote des Bundes oder der Länder setzen Betriebsausgaben voraus, die AutorInnen nicht haben. Der Betrieb der Autoren ist ihr Kopf.“
Ersatz für entfallene Vergütungen oder Honorare erhalten die KollegInnen nicht – so etwas ist in den Verträgen nicht vorgesehen. Auch die auf Lesungen folgenden Rezensionen fallen damit weg, die Bücher werden schlicht „unsichtbar“, betont Kramer. „Der Hinweis, dass die AutorInnen ja Hartz IV beantragen könnten, empfinden viele als zynisch.“
Basierend auf der Umfrage des European Writers’ Council (EWC) hat das Netzwerk Autorenrechte (NAR) nun ein Strategiepapier veröffentlicht „Krisenhilfe und Zukunftsinvestitionen für Autoren, Autorinnen, Übersetzerinnen und Übersetzer in Deutschland“, in dem zwölf konkrete Vorschläge gemacht werden, wie das literarische Leben reaktiviert werden kann. Sei es ein LESEN!-Fonds nach Schweizer Vorbild, die Aktion LESEN MACHT SCHULE oder die Unterstützung lokaler Kooperationen.
„Es geht nicht um eine Extrawurst für Schriftstellerinnen und Schriftsteller“, sagt Kramer, „sondern um Chancengleichheit. Unsicherheit gehört zu unserem Beruf, damit kommen wir zurecht. Aber wenn eine gut laufende Maschine gestoppt werden musste, muss man sie auch wieder in Gang setzen. Nichts anderes fordert ja auch die Bundesratsinitiative für Kulturschaffende.“
Weitere Informationen
http://www.netzwerk-autorenrechte.de/NEUSTART_KULTUR.html
Kontakte
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SYNDIKAT e. V.
Das SYNDIKAT ist der Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur. Mit rund 750 AutorInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das SYNDIKAT die größte Vereinigung für Spannungsliteratur im deutschsprachigen Raum und deckt das gesamte Genre vom regionalen Krimi bis zum internationalen Thriller ab. Im SYNDIKAT treffen sich BestsellerautorInnen, genreübergreifende Allrounder und NewcomerInnen auf Augenhöhe zum Austausch und zur Organisation gemeinsamer Interessen. Weitere Informationen finden Sie unter www.das-syndikat.com.
Netzwerk Autorenrechte
Im Netzwerk Autorenrechte (NAR) sind 14 Schriftsteller- und ÜbersetzerInnenverbände organsiert, um für die Interessen ihrer insgesamt über 15 000 Mitglieder einzutreten. http://www.netzwerk-autorenrechte.de/index.html
European Writers‘ Council
Das European Writers’ Council ist der Dachverband der Autoren- und Übersetzerverbände im Europäischen Buchsektor. Es repräsentiert über 150.000 Schriftstellerinnen und Übersetzer aus 41 Verbänden und 27 Ländern. Derzeitige Präsidentin ist die deutsche Schriftstellerin Nina George. http://europeanwriterscouncil.eu