von: In Zusammenarbeit mit der Kommunikation von "That Girl" CG Productions GmbH und Lucky Film GmbH
30. Juni 2021
© Pressebild Cover THAT GIRL von Cornelia Gantner
Selbstbewusst und hartnäckig strebt Gladys ein selbstbestimmtes Leben als Frau in Afrika an. Welchen Preis ist sie bereit, zu zahlen für die Verwirklichung ihrer Vision? Diese Frage stellt sich auch dem Zuschauer spätestens dann, wenn er sich in der Beziehungsdynamik zwischen Gladys und ihrem Schweizer Ehemann wiedererkennt.
Jeden Tag werden weltweit 37‘000 Mädchen unter 18 Jahren verheiratet, machen oft keinen Schulabschluss und bleiben ihr ganzes Leben lang abhängig von ihrem Mann. THAT GIRL ist die wahre Geschichte einer sambischen Frau, die mit Traditionen und Erwartungen gebrochen hat, um ein eigenständiges Leben zu führen. Jetzt kämpft sie für eine bessere Zukunft für andere Teenager im ländlichen Sambia. Aber was als Romanze mit dem Schweizer Thomas und mit vielen kühnen Plänen für die Entwicklung einer abgelegenen Region in Sambia beginnt, wird zu einer holprigen Reise: Wird es Gladys gelingen, Familie, Arbeit und Beziehung unter einen Hut zu bringen? Und um welchen Preis?
«When I was 16, I couldn’t go to school because there was no money. So I left home and went to look for a job in the city. My mom was really angry. She said: ‘No girl at your age goes to the city to look for a job’. But I said to her: ‘I’m going to be that girl!’»
Die Sambierin Gladys, der Teenager von damals, begegnet uns im Film als junge Frau, die nach wie vor fest entschlossen ist, ihren eigenen Weg durchs Leben zu gehen. Nicht aus Rebellion gegen die Eltern, nicht aus einer Opferhaltung heraus, sondern weil sie sich für nichts und niemanden verbiegen möchte. Das Recht auf Selbstbestimmung ist ihr heilig, und sie vertraut darauf, dass sie selber am besten weiss, welcher Lebensentwurf für sie der richtige ist. Die erste grosse Hürde hatte sie als 16-Jährige genommen, als sie sich erfolgreich weigerte, verheiratet zu werden. Ein Schicksal, welches weltweit rund 37’000 Mädchen ereilt – und zwar täglich!
Trotzdem bleibt sie offen für unerwartete Wendungen in ihrem Leben: Sie verliebt sich in den Schweizer Umweltingenieur Thomas, der seine Eltern in Sambia besucht. Bald schmieden die beiden einen gemeinsamen Plan für Entwicklungsarbeit im abgelegenen Norden Sambias: Dort hat ein lokaler Stammefürst um Unterstützung gebeten. Gladys und Thomas planen, eine Farm und eine Schule zu bauen. In Chewe, mehr als tausend Kilometer von der Hauptstadt Lusaka entfernt, findet Gladys ihre Bestimmung. Die Mädchen von Chewe erinnern Gladys an ihre eigene Geschichte: Sie will darum, dass die Kinder aus dem Dorf bessere Chancen auf eine Ausbildung und somit die Möglichkeit erhalten, ihr Leben selber in die Hand zu nehmen.
“This was my chance and that of Thomas to do something big together in Chewe. And it felt good to feel like you’re going to bring change to the people which are living in that remote area.”
Hier setzt der Film ein: Mit einem Ausblick auf ein Leben in der Abgeschiedenheit, welchem Gladys voller Abenteuerlust entgegenschaut, ganz auf die Liebe zu Thomas vertrauend. Doch ihre romantischen Vorstellungen landen bald auf dem harten Boden der Realität: Die mässige Begeisterungsfähigkeit der Dorfbewohner, die Farm und Schule mitaufzubauen, notorisch komplizierte Behörden, aber auch die Einsamkeit bringen sie an ihre persönlichen Grenzen. Als Frau eines Weissen mit Geld aus der Schweiz hat sie zwar die Mittel, für das Dorf Gutes zu tun. Gleichzeitig aber macht sie dies zur Aussenseiterin.
«Whoever comes as a friend is not really a friend but someone who wants a little bit of something from me.»
Die Lage spitzt sich immer mehr zu, als die Beziehung zwischen den beiden von einer Kraftquelle zum Stressfaktor wird: Während Thomas in der Rolle des Pioniers aufgeht und geduldig voranschreitet, hinterlassen die vielen Rückschläge bei Gladys immer mehr Spuren. Für die junge Frau stellt sich verstärkt die Frage, welchen Preis sie zu zahlen bereit ist für ihre Vision von einer besseren Welt. Dies muss sich auch Thomas fragen, als sich abzeichnet, dass Gladys dem Leben in Chewe den Rücken kehren könnte. Die intensiven Gespräche vor laufender Kamera über einen gemeinsamen Nenner für die jeweils individuelle Selbstverwirklichung sind schonungslos ehrlich.
Aber am Ende siegt die Liebe.
“I love you. I can come to Chewe with you, I can go anywhere with you – but not if I’m supposed to be in the kitchen.”
Gladys und Thomas raufen sich zusammen – für ihre Beziehung und für die Menschen von Chewe, für welche das Paar zum Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft geworden ist. Tatsächlich gelingt es den beiden, den Stein ins Rollen zu bringen. Denn sie geben nicht so schnell auf, und Gladys hat über die Zeit gelernt, dass der Weg zum Fortschritt in Chewe über die Herzen der Menschen führt.
“The truth is, I had underestimated how much it would take to bring progress to Chewe. First, I had to build trust with the people, only then would they accept and support me.”
CORNELIA GANTNER- Regisseurin und Produzentin
Cornelia Gantner wurde 1972 in der Schweiz geboren und studierte in den USA Journalismus. Seit 1999 unterstützt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann im Rahmen der eigenen Stiftung «Second Mile» humanitäre Arbeit im Bereich Bildung und Gesundheit. Ihr Regie-Debüt «That Girl» vereint ihr langjähriges humanitäres Engagement mit ihrer Leidenschaft für Journalismus und Dokumentarfilm. Dafür hat sie ihre eigene Produktionsfirma CG Productions GmbH gegründet. Ermutigt durch das Feedback von Publikum und Presse zur Erstaufführung am Zürich Film Festival, hat Cornelia Gantner im September 2020 die «Be That Girl Foundation» gegründet. Begleitet von einem internationalen Stiftungsrat und in Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern setzt die Stiftung innovative Programme um, welche junge Frauen in ihrem Streben nach einem selbstbestimmten Leben unterstützen.
GLADYS SHONGA – «that girl»
Gladys wurde 1990 in Lusaka, Sambia, geboren. An ihre Kindheit und Jugend hat sie folgende Erinnerungen:
«Als ich in der 3. Klasse war, zogen wir weit weg von Lusaka aufs Land, weil sich meine Eltern das Leben in der Stadt nicht mehr leisten konnten. Beide waren Lehrer von Beruf, mein Vater bereits pensioniert. Das Dorf, in welchem ich wohnte und zur Schule ging, war eines dieser unzähligen Strassendörfer in Sambia: zwei, drei kleine Geschäfte entlang der Strasse, Strohhütten und Felder weiter herum verstreut im Busch.
Ich erinnere mich daran, dass ich immer Hunger hatte. Zum Frühstück kratzte ich kleine Resten Maisbrei vom Vorabend aus dem Kochtopf neben dem Feuer. Mittagessen gab es keines. Ich hoffte oft, dass der Tag rasch vorbei geht, weil es am Abend eine Mahlzeit gab. Diese bestand aus Maisbrei und zur Regenzeit Gemüse aus dem Garten. Für Speiseöl reichte das Geld meist nicht, ab und zu kamen kleine, getrocknete Fische auf den Teller.
Meine älteren Schwestern haben die Schule abgeschlossen und einen Beruf erlernt. Meine Brüder sowieso. Für mich, das jüngste Mädchen, konnten meine Eltern das Schulgeld nicht mehr aufbringen. Hätte es eine Sekundarschule im Dorf gegeben, wäre das kein Problem gewesen. Aber wohnen, essen und Schule irgendwo weit weg sprengte das Budget meiner Eltern.
Ich war jetzt 16 Jahre alt und ich war verzweifelt. Auf keinen Fall wollte ich im Dorf bleiben und heiraten. Denn das war der Plan meiner Eltern. Also lief ich von daheim weg, um in der Stadt zu arbeiten und mir mein Schulgeld selber zu verdienen. Nach einigen Monaten hatte meine grosse Schwester Mitleid. Sie nahm mich bei sich auf und sorgte dafür, dass ich die Schule beenden konnte.
Als ich schliesslich bereit war, aufs College zu gehen, erwartete meine Familie von mir, dass ich als Babysitterin und Haushaltshilfe zur Verfügung stand. Das belastete mich so, dass ich die Telefonanrufe meiner Geschwister zu ignorieren begann. So auch diejenigen von meiner Schwester Precious. Ich war nun 23 Jahre alt und bereit, meinen eigenen Weg zu gehen, mein eigenes Ding durchzuziehen. Doch Precious insistierte, dass sie mich als Unterstützung im Haushalt und mit den Kindern brauchte. Schliesslich gab ich nach und reiste ins Dorf, wo sie wohnte. Der Zufall wollte es, dass genau während dieser Wochen Thomas bei seinen Eltern zu Besuch war, welche in eben diesem Dorf arbeiteten. Jedes Mal, wenn ich Precious’ Kinder zu Schule brachte, passte er mich ab und flirtete mit mir. Ich war jedoch fest entschlossen, nie zu heiraten, denn alle meine älteren Schwestern waren unglücklich verheiratet oder geschieden und nun alleinerziehende Mütter. Deshalb zeigte ich Thomas die kalte Schulter.
Nach einigen Wochen kehrte Thomas in die Schweiz zurück und ich rechnete nicht damit, diesen Mann je wieder zu sehen. Aber siehe da: er kehrte zurück, machte mir den Hof und gewann mein Herz. Bald begannen wir, unsere gemeinsame Zukunft zu planen. Ich spürte, dass Thomas einfach ein zu guter Mann ist, als dass ich ihn abweisen könnte. Also habe ich meinen Entschluss, nie zu heiraten, über Bord geworfen.
Ich war schon immer fest entschlossen gewesen, für ein besseres Leben zu kämpfen. Ich war nie bereit, den Status quo so einfach hinzunehmen. Was ich aber jetzt erreicht habe, übersteigt meine kühnsten Träume, und ich danke Gott jeden Tag für die Segnungen in meinem Leben. Allerdings haben sich die meisten meiner Freunde von mir abgewendet, schauen auf mich herab, sagen mir, dass uns nichts mehr verbindet.»
(Aufgezeichnet von Cornelia Gantner im Februar 2019)
THOMAS FURRER – Umweltingenieur, Unternehmer, Bauer
Thomas wurde 1980 in der Schweiz geboren. Als er fünf Jahre alt war, nahmen seine Eltern, beide Ärzte, einen Auftrag für Entwicklungsarbeit im ländlichen Kamerun an. Dort besuchte Thomas die lokale Primarschule. Er erinnert sich noch gut daran, wie viele Kinder sich in einem Raum an die wenigen Schulbänken gedrängt haben und wie oft die Lehrperson abwesend war. Spannend fand er, wenn am Nachmittag der Unterricht ausfiel und die Kinder stattdessen am Fluss Sand schaufelten. Diesen verkaufte der Lehrer dann zur Aufstockung seines Gehalts. Die Freiheit, die er und seine Geschwister hatten, mit den Kindern aus dem Dorf durch die Natur zu streifen, empfindet er heute noch als grosses Privileg. «Ich bin ähnlich wie in Chewe im ländlichen Afrika aufgewachsen», sagt Thomas von sich.
Nach einigen Jahren in der Schweiz zog es die inzwischen 8-köpfige Familie Furrer wiederum nach Afrika, diesmal nach Simbabwe. Thomas besuchte dort von 1992 bis 1995 die internationale Schule in Harare. Nach der Matura und einer Schreinerlehre in der Schweiz studierte er Umweltingenieurwesen an der ZHAW in Wädenswil.
Die Liebe hat ihn schliesslich wieder nach Afrika gebracht: «Ich habe mir das eigentlich nicht ausgemalt, in Sambia zu heiraten und zu leben. Das hat sich erst so ergeben, als ich Gladys kennenlernte.»
Zur Liebe zu Gladys kam die Liebe zum Leben in Afrika, welche in seiner Kindheit begründet liegt. Diese einzigartige Kombination von Kompetenz, Durchhaltewillen, Kapital und der Freude am einfachen Leben scheint die ideale Voraussetzung zu sein für jemanden, der eine nachhaltig positive Veränderung bewirken möchte in der abgelegenen Gegend von Sambia, wo der lokale Chief die Familie Furrer um Unterstützung gebeten hatte.
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