Die Schweizer Schriftstellerin
Zoë Jenny wurde vor Jahren durch den literarischen Wurf
„Blütenstaubzimmer“ bekannt. Nach weiteren Büchern mit mehr oder weniger Erfolg und nach diversen Wohnungswechsel (New York, Berlin, London, Florenz, Zürichsee und momentan in Wien) streitet die zweifache Mutter intensiv und öffentlich in der Schweiz gegen die
Kinderschutzbehörde (KESB).
Die Aufgaben der KESB sind laut eigener Definition: „Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) stellen den Schutz von Personen sicher, die nicht in der Lage sind, die für sie notwendige Unterstützung einzuholen. So beispielsweise wenn sie geistig oder psychisch beeinträchtigt oder schwer suchtkrank sind oder sie noch minderjährig sind und die Eltern sich nicht um sie kümmern können.“
Vor Jahren erlebte ich Zoë Jenny als Moderator an drei Veranstaltungen in Solothurn, Luzern und Biel mit ihrem Roman
„Ein schnelles Leben“. Ihr aktueller Kampf gegen die Kinderschutzbehörde löste nun ein neues Buch aus. Darin zeichnet Jenny die Lebensgeschichte einer Mutter auf, die ihre zwei kleinen Kinder umbrachte. Aus ziemlich viel Veranstaltungen als Begleiter und Moderator mit
Michelle Halbheer mit ihrem Buch „Platzspitzbaby“ war die Anspannung im Umfeld der Arbeit der KESB fast an jedem Anlass sehr zu spüren. Die Erfahrungen von Michelle Halbheer in ihrer Kindheit machten deutlich, wie wichtig externe Hilfe für familiäre Probleme sein können.
Auf welche Notsignale soll die Kinderschutzbehörde reagieren? Was ist die Verhältnismäßigkeit des Eingreifens? Welche Kompetenzen soll die Behörde bekommen und wahrnehmen?
Zoë Jenny machte ihre eigene Erfahrungen mit der KESB, die ich nicht im Detail kenne. Ihre Kritik gegen die Behörde wird medial inszeniert, wobei die Regionalzeitung ihres letzten Schweizer Wohnorts
Obersee Nachrichten sie dabei unterstützte und selbst zum Angriff bließ. Interessanterweise sind es auch eher konservativ bis rechtsbürgerliche Politikerinnen und Politiker, die ebenfalls gegen die jetzige Form des Kinderschutzes sind.
Die Aufgaben der Leute bei der KESB ist eine enorme Verantwortung und fordert von uns Respekt. Und wie in jedem Bereich unserer Gesellschaft gehört Kritik, Diskussion und Wünsche nach Verbesserung dazu. Die KESB-Debatte wird jedoch dergestalt emotional und lärmig geführt, das eine sachliche und zielführende Justierung oder eine allfällige Reform fast verunmöglicht wird. Denn sind die Fronten verhärtet, dann entsteht ein mentaler Permafrost. Und haben Sie schon mal versucht, so einen Permafrost aufzutauen?
Urs Heinz Aerni
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