von: H. S. Eglund
3. Februar 2021
Denn sie wissen nicht, was sie tun: Szene mit James Dean und Natalie Wood. © Warner Bros.
Ich erinnere mich genau: Ich saß allein vor der Glotze in der guten Stube, Geschwister und Eltern waren außer Haus, und es war spät am Abend; Sonnabendabend, der späte Film nach dem Wort zum Sonntag. Die Sprecherin sah gut aus, und sie kündigte diesen Film an: … denn sie wissen nicht was sie tun.
Die Namen, die sie nannte: Nicholas Ray als Regisseur und James Dean in der Hauptrolle; sie klangen geheimnisvoll und weit wie die Prärie oder die Rocky Mountains, besondere Sehnsuchtsorte in der Fantasie des Halbwüchsigen im grauen, abgerockten Ruinenviertel der Industriestadt Leipzig, irgendwann Ende der 1970er.
Erst das Wort zum Sonntag, danach Jimmy Dean – stärker konnte der Kontrast nicht sein. Der graue, gesichtslose Pfarrer, der eine ähnlich verlogene Sprache benutzte wie die Funktionäre im Osten – und danach James Dean, der so war, wie jeder Halbwüchsige sich selber wünscht: Sei ein Rebell, auch wenn Du keinen Grund dazu hast! Pass Dich nicht an, niemals!
Jugend kommt kantig in die Welt, die Rebellion ist ihr Recht – und ein bisschen ihre Aufgabe. Im Englischen trägt Deans bekanntester Film den Titel: Rebel Without a Cause – Rebell ohne Grund. Rebellisch zu sein, dafür braucht man keine Gründe, nicht in diesem Alter: die Ödnis der geordneten Verhältnisse, die moralische Enge der amerikanischen Städte, wie der Städte Europas, Deutschlands – und der DDR. Gründe wie das staubtrockene Vorbild der Eltern, die im Job und im Alltag ergrauten und verdorrten.
Als ich den Film sah, war James Dean schon ein Vierteljahrhundert tot. Meine Realität war eine gänzlich andere als für den Außenseiter Jim Stark. Leipzig war nicht Los Angeles, ich stand nicht außerhalb der Clique, und doch war mir alles unglaublich vertraut: der gelangweilte, nach Liebe hungernde, mit der Gruppe konfrontierte Teenager.
Der zerrissene Einzelgänger, der Outlaw – Dean hat ihn nicht gespielt. Er hat ihn ganz tief aus seinem Inneren heraufgeholt, wie die tiefe Eruption eines emotionalen Vulkans. Das war echt und genauso explosiv wie Feuer spuckende Berge.
Das war präzise – ohne erkennbare Berechnung. Das war brutal – gegen sich selbst, bis zur Grenze der Selbstverstümmelung. In Judy (gespielt von Natalie Wood) hatte er die perfekte Partnerin, die weibliche Seite derselben Medaille. (gekürzt)
Hier lesen Sie den vollständigen Blogbeitrag von H.S. Eglund.
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