von: Heiko Schwarzburger
22. November 2013

Inhalte dynamisch ins Netz bringen

Viele kleine Firmen möchten ihre Ideen im Internet präsentieren. Doch die Kosten für professionelle Gestalter und Programmierer schrecken sie ab. Till Heinritz ist ein Programmierer, der sich auf kreative Branchen spezialisiert hat.

© MaxB

Die Fenster des Raumes sind mit einer Goldfolie abgedunkelt. Zur Mittagszeit steht die Sonne direkt vor den Fenstern des Bürogebäudes in Weißensee, dann kann sich Till Heinritz nicht mehr konzentrieren. Die Augen ermüden. Auf den beiden großen Flachbildschirmen flimmert es auch ohne grelle Sonne. Zahlenkolonnen, symmetrisch und bunt in der oberen Hälfte, weiter unten eher kastenartig und mit Zeichen versetzt, die an höhere Mathematik erinnern.

Heinritz programmiert Webseiten. Momentan arbeitet er an der Präsentation eines jungen Architekten, geht nochmal alle Flächen für Bilder und Texte durch, telefoniert mit der Designerin. Jede Änderungen kann die Grafikerin augenblicklich auf ihrem Rechner sehen und beurteilen. Die beiden sind zufrieden, es wird ein ansprechender und klar strukturierter Webauftritt. „Internetseiten bestehen aus Struktur. Man hat Überschriften, Texte, Hervorhebungen und Bilder“, sagt er. „Alles muss logisch und einfach für den Benutzer zu erkennen sein. Eine Website muss schön aussehen und gut funktionieren.“

In zwei Tagen findet die Übergabe statt. Dann wird Heinritz dem Architekten das so genannte Backend 
erklären, die administrative Ebene, auf der der Inhaber der Website seine Texte und Fotos hochladen kann. Dort 
aktualisiert er Termine, kann aber auch die Zugriffe auf seiner Webseite analysieren. Diese Einweisungen sind für den Programmierer immer ein spannender Moment, hier entscheidet sich, ob seine Arbeit auch dem Auftraggeber verständlich erscheint. Kann ein Laie überhaupt die komplizierten Inhalte verwalten?

Benutzerfreundliches Backend

Für Heinritz ist das keine Frage. Er programmiert die Internetseiten in WordPress, einer flexiblen und anpassungsfähigen Websoftware, die vor allem Wert auf Benutzerfreundlichkeit legt. „Wordpress entstand als Software für eine Blogplattform, dem Webtagebuch“, erzählt er. „Schnell entwickelte es sich zu einem System, dass sehr viel mehr kann. Inzwischen steht dahinter ein ausgewachsenes Content Management System (CMS). Wenn ich solch eine Software benutze, möchte ich, dass der Benutzer seine Internetseite selber pflegen kann.“ Dafür muss das System möglichst einfach sein. Heinritz weiß, wovon er spricht. Denn er kennt die andere, die komplizierte Seite des Programmierens.

Erste Erfahrungen machte Till Heinritz bereits vor zwanzig Jahren in Cottbus, als er zufällig in die Redaktion einer Jugendzeitschritf kam. Dort bereitete er mit einer Kollegin die Druckvorlagen am Computer vor. Das war sein erster Kontakt mit der Computertechnik, die ihn faszinierte und fortan beschäftigte. Seine Begeisterung für Rechner sprach sich in Cottbus herum, kurze Zeit später bekam er seinen ersten Auftrag: die Webseite für einen Jugendclub. „Diese Internetseite habe ich in purem HTML gepflegt“, erinnert er sich. „Die Editoren für die Webseiten waren träge und funktionierten meist nicht richtig. Es war viel einfacher, direkt im 
HTML-Code zu arbeiten. So begann ich, selber zu programmieren.“

Im Jahr 2000 zog es Heinritz nach Berlin, er orientierte sich beruflich neu. Als vor ein paar Jahren aus dem Freundeskreis eine Anfrage nach einer Website kam, holte ihn sein Interesse wieder ein. Er schaute sich auf dem Markt der Webseitenprogrammierung um. „Pure HTML Seiten fand ich nicht mehr zeitgemäß. Die Pflege solch einer Seite ist viel zu kompliziert und bedarf Fachkenntnisse. Die Lösung sind CMS“, erläutert er. „Innerhalb dieses Systems habe ich WordPress entdeckt. Das Überzeugende an WordPress ist für mich die immer weitere Verbreitung und eine sehr lebendige Entwicklergemeinde“, schwärmt Heinritz.

Vorbei sind die Zeiten, als das Internet nur als Präsentationsfläche für Firmen oder Personen diente. Die Homepage als Visitenkarte mit Telefonnummer, Foto und vielleicht noch Beschreibung der beruflichen Schwerpunkte: Kein Wunder, dass sich die Betreiber der virtuellen Visitenkarten nach einiger Zeit enttäuscht über die fehlende Werbewirksamkeit ihres Auftritts zeigten. Interessant sind Internetseiten, die Inhalte verbreiten und die Besucher unterhalten. Das Ziel eines Betreibers sollte also eine Website sein, die regelmäßig neue Informationen veröffentlicht. Mit dieser Erwartung kehren die Besucher auf eine Seite zurück. Und genau dazu braucht man ein Inhaltsverwaltungssystem, wie ein CMS auf Deutsch heißt.

Heinritz programmiert vorwiegend für
 kleinere Firmen und Unternehmer, die keine eigene 
IT-Abteilung haben. „Beispielsweise hatte ich eine Lehrerin für Bauchtanz als Kundin“, berichtet er. „Ihre Aufgabe ist es, den Leuten Bauchtanz und Bollywood beizubringen. Trotzdem möchte ich, dass diese Frau problemlos und ohne Knoten im Kopf ihren eigenen Webauftritt pflegen kann“

Ohne Knoten im Kopf

Die Aufträge bezieht Heinritz einerseits aus seinen Referenzen, aber auch durch die enge Zusammenarbeit mit einem kleinen Kreis von Webdesignern. Hat der Kunde die Idee, einen eigenen Webauftritt zu erstellen, beginnen die Gespräche über die konkreten Vorstellungen oftmals mit dem Designer. Der beste Fall ist, wenn der Kunde genau weiß, was er präsentieren will und sich darauf gut und logisch vorbereitet. Nach der Gesprächsvorlage wird ein Entwurf erstellt. Mit der vom Kunden freigegebenen grafischen Vorlage tritt der Designer mit Till Heinritz in Kontakt. Sein Anliegen ist es, die Vorlage so genau wie möglich technisch umzusetzen. Aber auch individuell und dynamisch, fernab von Standardvorgaben. „Die gemeinsame Bearbeitung von Designer und Programmierer in der Schlussphase ist sehr wichtig, da sich kleine Fehler schnell einschleichen“, sagt Heinritz. „Der unterschiedliche Blick ist von Vorteil, jeder kann sich auf seinen Teil konzentrieren und verliert dabei nicht die Sicht auf das Gesamtbild.“

Mit der Übergabe an den Kunden ist der Auftrag für Heinritz eigentlich abgeschlossen. Doch wie alle guten Dienstleister steht er als Ansprechpartner für Aktualisierungen von Systemversionen oder Änderungen von Funktionen im Backend zur Verfügung. „Es ist sinnvoll, die Person anzusprechen, die die Seite programmiert hat. Denn die individuelle Lösung, die der Kunde bei mir im Auftrag gegeben hat, ist für einen Außenstehenden, selbst wenn er sich mit WordPress auskennt, viel schwieriger“, urteilt er. „Es gibt für jedes Problem verschiedene Lösungen. Welchen Weg man wählt, hängt auch vom Geschmack des einzelnen Programmierers ab.“

 tillheinritz.de