von: Urs Heinz Aerni
12. Mai 2017

„Ich möchte etwas mit-teilen“

Franziska Ruprecht ist Lyrikerin, eine Lyrikerin, die ihre Gedichte auch mal singt; und anderen zeigt, wie man’s macht. Ein paar Fragen an die Performance Poetin aus München.

© Franziska Ruprecht von Alexandra Richardson

 

Urs Heinz Aerni: Sie scheinen es richtig zu lieben für Spoken Word auf der Bühne zu stehen. Wie kam sie, die Liebe für die berühmten Bretter?

Franziska Ruprecht: Ich hatte lange davon geträumt, Schauspielerin zu werden. Als ich als Stipendiatin in den USA Creative Writing studierte, nutzte ich die Chance, um mit eigenen Texten aufzutreten. Auch weil ich dabei Detroiter Slampoeten, aber auch Language Poeten und z.B. Anne Waldman live erlebte, erkannte ich, dass Spoken Word meine Kunstform ist; es wäre mir zu begrenzt, nur mit Texten anderer aufzutreten, so wie es für Schauspieler meist üblich ist. Ich möchte etwas mit-teilen.

Aerni: Sie sind auch Dozentin für Performance Poetry und Creative Writing. Was muss eine Kanditatin oder ein Kanditat mitbringen, damit es beim Lernen klappt?

Ruprecht: Im Grunde Nichts außer anfänglichen Enthusiasmus für die Sache. Dann kommt es auf den Kurs drauf an. Für meine Uni-Seminare z.B. sind eine gewisse Semesteranzahl und Vorwissen verpflichtend. Bleibende Begeisterung kann ich meinen Teilnehmenden vermitteln. Ansonsten: Stift, Papier und sich selbst.

Aerni: Sie schreiben in Deutsch und amerikanischem Englisch. In welcher Sprache finden Sie welches Potenzial?

Ruprecht: Da passiert viel unbewusst. Aus dem Deutschen lässt sich Melodisches herausholen, auf Englisch lässt es sich abstrakt oder in einer ganz eigenen Bildhaftigkeit schreiben. Ich möchte die Potentiale beider Sprachen für mich nicht klar abgrenzen. Vermischungen finde ich generell spannend!

Aerni: Sie lernten in Detroit das sogenannte Kreative Schreiben. Hand aufs Herz, kann man das lernen oder sollte es nicht schon im Blut liegen?

Ruprecht: Das fragen sich einige Leute! Also, da lässt sich sehr viel studieren, und ich habe Creative Writing studiert, das ist ein Unterschied zu „lernen“. Sie wissen ja auch, dass z.B. Romane meist bestimmten Strukturen folgen sollen, und in diesem Sinn ist Creative Writing-Studium auch Handwerk. Dann gibt es – wie in der Kunstgeschichte – viele Vorbilder, Gruppen, und
Bewegungen, in die man sich vertiefen kann. Wer kein Interesse dafür „im Blut“ hat, wird sich auch nicht damit beschäftigen. Außerdem bringt es schriftstellerisch wenig, nur für die Schublade zu
schreiben. In einem Creative Writingstudium geht es zusätzlich um den Austausch mit anderen, durch den man sich entwickeln kann. Letzteres ermöglichen ja auch Hobby-Angebote wie Schreibwerkstätten, Tagesworkshops, etc., durch die viele Menschen etwas dazulernen können.

Aerni: Wenn ich ein Bild malen würde, mit einem lesenden Menschen mit Ihrem Buch „Meer-Maid“ in den Händen, wie müsste dieses aussehen?

Ruprecht: Die Person würde entspannt lächeln. Und dann wäre es super, wenn es ein hübscher Typ in der New Yorker U-Bahn wäre, da gab es mal so einen Instagramm-Hype, der von ihnen gemalt sicherlich toll aussehen würde! Hinter den Fensterscheiben wäre eine märchenhafte Unterwasserwelt, die praktisch die Fantasie des Lesers abbildet; da wäre eine Meer-Maid zu sehen, oben eine Loreley, und Meer.

 

Hier finden Sie mehr über Franziska Ruprecht:

http://www.franziskaruprecht.de Poetry Songs: www.soundcloud.com/franziskaruprecht
Eine Vokabel am Tag: www.twitter.com/wrtsucht

Und hier geht es zum Buchtipp ihres Buches auf Berglink.de