von: Urs Heinz Aerni
6. September 2019

„Ich bin davon überzeugt“

Filme für die Erde ist ein internationales Kompetenzzentrum für Umweltdokumentarfilme und ein Netzwerk von umweltbildenden Ländersektionen. Wir wollen mit ausgewählten Filmen möglichst viele Menschen erreichen, Wissen über Nachhaltigkeit weitergeben und zum Handeln inspirieren.
Dem Schweizer Präsidenten, Michael Zeugin, stellte unser Redakteur Fragen.

© Michael Zeugin - PD

Auch 2019 findet das Festival „Filme für die Erde“ an verschiednen Orten statt.. Mitgründer und Präsident des gleichnamigen Vereins erklärt den Sinn und Zweck dieses Festivals und wie er dieses Anliegen mit seinem Job vereinbart.

 

Urs Heinz Aerni: Michael Zeugin „Filme für die Erde“ ist on Tour an Festivals, an Schulen und auch hier in Affoltern am Albis. Sie präsidieren den Verein in der Schweiz, der 2007 in Winterthur gegründet wurde. Welchen Effekt wünschen Sie sich denn, wenn das Licht im Saal nach einem Film wieder angeht?

Michael Zeugin: Ich bin auf dem Land, mitten in der Natur aufgewachsen. Da riechst Du die Jahreszeiten. Ob es regnet oder das Heu geerntet wird. Du siehst wie ein Baum blüht, die Früchte reifen und am Schluss die Blätter fallen und wieder zu Erde werden. Wenn die Lichter angehen, wünsche ich mir genau dieses Erlebnis. Die Erde ist unsere faszinierende Lebensgrundlage und eine unerschöpfliche Quelle von Freude und Lebensqualität.

Aerni: Alljährlich versammeln die Veranstaltungen bis zu 100’000 Menschen, noch nie war die Sensibilität für die Biodiversität in der breiten Gesellschaft so spürbar. Hand aufs Herz: Glauben Sie an einen Wandel, ja eine Umkehr zur Kompatibilität mit der Natur?

Zeugin: Ich glaube nicht nur daran, ich bin davon überzeugt. Zum einen, weil es aus Ressourcen-gründen effizienter ist, mit statt gegen die Natur zu leben. Unser Wissen macht grosse Sprünge. Wir verstehen die Zusammenhänge in der Natur immer besser. Wir können den Sinn und die Kausalitäten erkennen. Diese Erkenntnisse bilden heute ganz konkrete Nutzen: Hunderte von Reissorten in Indien zu haben, bringt eben nicht nur mehr, sondern auch stabilere Erträge und ist erst noch feiner beim Essen. Mit unseren Filmen wollen wir genau dieses Wissen weitergeben.

Aerni: Das Projekt wurde von der UNESCO ausgezeichnet, Sehen Sie eine Erweiterung der Reichweite des Vereins und seines Anliegen? Wenn ja, wo zum Beispiel?

Zeugin: Die Auszeichnung der UNESCO ehrt uns sehr und hat zu unserem Erfolg beigetragen. Unser Anliegen ist: wertvolle Umweltdokumentarfilme zu mehr Menschen bringen. Zum Beispiel über unser Internationales Filmfestival, das am 20. September auch in Affoltern gastiert. Aus ökologischen Gründen ist unser Festival dezentral organisiert und findet zeitgleich in drei Ländern und an rund 20 Standorten statt.

Aerni: Wie gehen Sie mit, mit dem technischen Wandel?

Zeugin: Wir haben eine digitale Strategie mit einem eigenen Filmportal von über 500 Umweltdokumentarfilme und weiteren rund 2000 Kurzfilmen erarbeitet. Das bietet unglaublich viel Potential. Wir können zum Beispiel themenspezifische Filmfenster anbieten. Diese Filmfenster können Organisationen, Firmen oder auch Privatpersonen in ihrer Homepage einbinden und so ihren Besucherinnen alle relevanten Umweltdokumentarfilme zeigen. Ich habe zum Beispiel auf meiner eigenen Homepage das Filmfenster eingebaut. Mit solchen einfachen Massnahmen erreichen diese Filme noch mehr Menschen.

Aerni: In der Politik amteten Sie für die GLP im Gemeinderat Winterthur und heute als Kantonsrat, beruflich sind Sie in der Immobilienbranche tätig. Wie verträgt sich der Job mit der Herausforderung einer nachhaltigen und naturgewinnenden Raumplanung?

Zeugin: Ich bin Verwaltungsratspräsident von EcoRenova AG. Das ist eine Investorin, Projektentwicklerin und Verwalterin für nachhaltiges Bauen. Der Verbrauch von Kulturland ist tatsächlich ein Problem. Unsere Antwort darauf ist klar: wir kaufen kein Bauland…

Aerni: Sondern?

Zeugin: Wir investieren in Liegenschaften mit einem Erneuerungsbedarf, die wir nach hohen ökologischen Standards sanieren. Oder bei hohem Verdichtungspotential ersetzen wir die Altbauten durch PlusEnergieBauten. Wir achten auf die graue Energie und rezyklierbare Baustoffe. Unser Immobilien-Portfolio entspricht schon heute den Anforderungen der 2000 Watt-Gesellschaft. Wir sehen es auch als unsere Aufgabe, den Nachweis zu erbringen, dass nachhaltiges Bauen möglich ist. Die Raumplanung ist aber tatsächlich auch für uns ein Thema. Und die Reduktion des Flächenbedarfs beschäftigt uns zur Zeit sehr. Oft lässt auch Baugesetz wenig Spielraum für neue Innovationen die den Volumenbedarf und damit indirekt auch den Landverbrauch, reduzieren würden.

Aerni: Welchen Film für die Erde würden Sie als „Einstiegsdroge“ empfehlen?

Zeugin: Mein Lieblingsfilm ist „Home“. Er ist eine filmische Liebeserklärung an die Natur und den Menschen zugleich.

 

 

Michael Zeugin wurde 1977 in Winterthur geboren wo er auch mit seiner Familie lebt. Nach Ausbildung und Studium an der HSG St. Gallen und in Tel Aviv engagiert sich der heutige Unternehmer in der kantonalen und kommunalen Politik, in der Schulkommission Winterthur und ist Gründungsmitglied sowie Präsident des Vereins „Filme für die Erde“. www.michaelzeugin.ch

Mehr Informationen über das Projekt FILME FÜR DIE ERDE finden Sie hier…