von: Urs Heinz Aerni
1. Mai 2019

„…hinterfragen, diskutieren, verschlingen…“

Wir fragen Schreibende nach ihrem Verhältnis zur Arbeit, zur Sprache und zu Büchern. Jetzt mit David Weber.

© uha - David Weber

 

Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…

David Weber: die Schaffung neuer Welten, neuer, noch unbekannter Protagonisten mit neuen, faszinierenden Geschichten. Ziel dieser Kraft ist die Verführung des Lesers.

Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:

Weber: das Bergell, Grenzgebiet, Bergtal, Mysterium (für viele Schweizer). Es ist ein Kulturraum, der sich in Sprache und Mentalität von der Zentralschweiz unterscheidet. Die Nähe zu den Geschichten bekannter Künstlerpersönlichkeiten, die in diesem Tal ihren Ursprung haben, ist inspirierend.

Aerni: Der Lesende darf meine Bücher…

Weber: hinterfragen, diskutieren, verschlingen.

Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…

Weber: zu den politischen Zielsetzungen passen, die an vielen Orten dieser Welt, auch in Europa, umgesetzt worden sind und aktuell angestrebt werden. Es sind totalitäre Welten wie sie in „Kral“ beschrieben werden. Bücherverbrennungen sind ein starkes Symbol für eine kulturfeindliche, regressive Haltung.

Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…

Weber: die Aneignung von Wissen und Toleranz. Man kann sein Leben bereichern mit den Erfahrungen anderer. Auf Literatur bezogen ist es die Fähigkeit, sich konzentriert in eine Geschichte einzulassen und abzutauchen.

Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…

Weber: Leben. Seit ich schreibe, habe ich mir neue Leben erschaffen, tauche ich ab in die verschiedensten Charaktere, juble und leide ich mit ihnen. Es ist eine faszinierende Arbeit, die eigene beschränkte Welt aufzubrechen und für andere erfahrbar, erlebbar zu machen.


 

David Weber wurde 1952 in Zug geboren, studierte Architektur und befasst sich seit seiner Jugend mit Musik und Literatur. 1983 reiste er ein Jahr lang durch Afrika, ein Abenteuer, das er danach mit seiner Familie weiterverfolgte. Neben seinem Engagement für Architektur und als Saxofonist in verschiedenen Formationen setzt er sich für Kultur ein, war Initiator und Architekt des Zuger Kulturzentrums Choller. 2013 verkaufte er seine erfolgreiche Planungsfirma, die er 27 Jahre lang als Geschäftsleiter und Teilhaber führte, studierte «Literarisches Schreiben» an der SAL in Zürich und arbeitet seither als Autor. David Weber lebt und schreibt in Zug und Caccior (Bergell). 

Hier stellt der Autor sein Buch vor…