Liebe Lesende,
Herbst und Ernte.
Dieser schöne Apfelbaum wächst und gedeiht am Bodensee, Halbinsel Höri. Wie unzählige andere auch wirft er seine duftenden Früchte ab, die den Boden düngen, nicht die Gaumen der Menschen, nicht mal die der Tiere erfreuen. Es wird nicht geerntet. Am Tag nach dieser Aufnahme sah ich zornig dem Hotelhausmeister zu, wie er auf einem putzigen Kleintraktor über Zentner von Äpfeln und Birnen um den Stamm der anderen, noch viel größeren Bäume fuhr. Sie dem Erdboden gleichmachte.
Nicht aufgelesene Fruchtstände habe ich en masse vor Jahren auch in Görlitz gesehen, inmitten von üppig grünen Grundstücken rings um verlassene Ruinenhäuser ….
Auf der Rückreise in der dichtbesetzten Schwarzwaldbahn (von wegen die Züge sind leer, nur die ICEs, vielleicht), ein weiterer Flash, allerdings ohne Foto, aus der bizarren Welt, diesmal der pandemischen: in einem der Waggon-Durchgänge mit Klappsitzen, vor der einzigen funktionierenden Toilette:
Eine der klassischen Junggesellenabschieds-Gruppen, alle mit entsprechend bedrucktem T-Shirt uniformiert, alle eine offene Bierdose in der Hand, die Wegwerf-Maske unterm Kinn, stachelten sie einander grölend zum schnelleren Trinken an … Dann der Herr Schaffner. Er kam, ließ ihnen Zeit, die Masken über die Münder und Bärte zu ziehen, kontrollierte das Sammelticket und ging weiter. Das war’s. Die Masken rutschten wieder runter, das Bier gluckerte, die nächste Dose zischte auf.
Wenn ich dann von den vielen Warnungen von wegen Ausland und Corona-Gefahr höre, die nach Deutschland reinschwappt, und die gebetsmühlenartigen Empfehlungen, doch dringend die „Pflicht“-Urlaube Herbst und Winter – als wäre Im-Urlaub-Wegfahren eine Pflicht – im schönen Deutschland zu verbringen … nun, was es da zu sagen und zu tun gibt, überlasse ich jedem einzelnen von Ihnen.
Ich bin leider auf öffentliche Verkehrsmittel auch im Alltag und für die Arbeit angewiesen. Und natürlich habe ich mir die Taschen mit Äpfeln gefüllt … |