von: Urs Heinz Aerni
9. Juni 2021
© Kloster Sion vom Weingut zum Sternen
Das leichte Plopp-Geräusch beim Entkorken einer Weinflasche ist vielen Weinkennerinnen und Weinliebhabern ein vertrautes Geräusch. Doch aus nachvollziehbaren Gründen, entscheidet sich der Winzer und Inhaber des Weingutes zum Sternen, Andreas Meier, die Menge der Schraubverschlüsse gegenüber den Kork-Flaschen anzugleichen respektive anzuheben.
„Mit diesem Entscheid setzen wir einen wichtigen Punkt im Streben um den Erhalt von präzisieren und stabileren Aromen in unseren Weinen. Betreffend der Weinqualität erhielten wir auch nach Jahren der Lagerung sehr positive Ergebnisse mit Drehverschlüssen. Sie blieben gegenüber Kork in der Aromareife in jedem Fall überlegen…“ gibt Winzer Andreas Meier zur Auskunft.
Balance zwischen Bedarf, Produktion und Qualität
Bekanntlich ist der Korkverschluss ein Naturprodukt, das zu 80 Prozent der weltweiten Produktion von der iberischen Halbinsel stammt. Die Wälder mit den Korkeichen sind in den Ländern Portugal und Spanien nicht nur schön, anzusehen, sondern ein wichtiger Wirtschaftszweig. Alle neun bis zehn Jahre kann eine Korkeiche geschält werden, doch sie muss zuerst 20 Jahre alt werden. Während die weltweite Produktion von Weinflaschen zunimmt, haben die Korkeichenwälder naturbedingt ein begrenztes Angebot, respektive wird mitunter auch minderwertige Eichenrinde verarbeitet. Andreas Meier entscheidet sich unter der Berücksichtigung dieser Tatsachen und der Erfahrung, dass die Qualität der angebotenen Korken gefühlt stetig abnimmt für mehr Flaschen mit Drehverschlüssen. Qualitätsverminderung durch den Korken wollen nicht mehr in Kauf genommen werden und verweist auf Studien und Erfahrungen.
Schon in den 1970er Jahren machte das Australian Wine Research Institute in Adelaide mit Drehverschlüssen erfolgreiche Versuche. Weißweine mit Drehverschluss konnten bis zehn Jahre ohne Qualitätsverluste gelagert werden. Wie das Fachmagazin Wein.com in Zürich berichtet, ist der Schraubverschluss nach „Meinung vieler Experten die bestmögliche Art, Weinflaschen abzudichten“. Während Länder wie Neuseeland oder Australien diese Art von Verschluss setzt, tun sich große Domänen wie Frankreich, Italien und logischerweise Spanien und Portugal damit schwer.
Expertinnen und Experten wie beispielsweise die geprüfte Sommelière Susanne Börsch erklärt im Magazin Silkes Weinkeller.de, dass „die Umstellung auf einen Schraubverschluss mittlerweile oft nicht nur geduldet, sondern von vielen Weinfreunden sogar gewünscht“ würden. Doch alle sind sich einig, der Naturkorken wird bleiben aber durch die gute Qualität der Schraubverschlüsse wird ermöglicht, beide Kulturen zu pflegen mit dem Effekt, die Ressourcen der Natur zu schonen.
Der Aargauer Winzer Andreas Meier sieht es nicht mehr gerechtfertigt, dass wegen einem Korken speziell in fruchtbetonten Weinen eine höhere Dosis von Sulfit zum Schutz vor Aromaabbau zugegeben werden muss. Im Gegenteil – Ziel ist die Zugabe von Sulfit zu halbieren. Darüber hinaus ist es einfach sehr schade, dass ein Wein, für den es zu seiner Entstehung viel Arbeit braucht, wegen einem Korkgeschmack nicht genossen werden kann.
Weingut zum Sternen
In der nun 17. Generation führen seit dem Jahre 1995 Andreas und Manuel Meier denn Familienbetrieb Weingut und die Rebschule Meier. Die Rebschule feiert übrigens in diesem Jahr ihr 100jähriges Jubiläum.
Kontakt:
Link: Der Beitrag über den Winzer Andreas Meier im TV DIE REDAKTION
Lesetipp zum Thema Drehverschlüsse bei Weinen:
Interview mit Karl H. Johner, Winzer mit zehnjähriger Erfahrung mit Drehverschlüssen in Vogstburg-Bischoffingen:
https://magazin.wein.com/artikel/schraubverschluss-oder-korken-klare-sache/