von: Johann Jucker, Neerach (Schweiz)
17. Januar 2021
© Winternächte im Dorf und kein Treffen für die Jugend in der Corona-Krise. Foto: Urs Heinz Aerni
Ein Denkanstoß: Versuchen Sie sich einmal in die Situation Jugendlicher zu versetzen. Sie müssen auf so vieles verzichten, was für deren Generation zum Leben gehört: Sport, Ausgehen, Parties, sich mit Freunden treffen. Oder ganz einfach unbeschwert durch’s Leben gehen, Ausbildung und Studium im Kreis von Freunden verbringen. Alles, was Sie, falls sie zur Generation Ü40 gehören, in Ihrer Jugend genießen durften – nichts von all dem ist derzeit möglich! Warum? Weil wir v.a. das Gesundheitssystem schützen müssen, damit wir „die Alten“ sicher pflegen können, falls diese an Corona erkranken. Die gleichen „Alten“ verhängen auch die meisten Vorschriften, welche der Jugend das Leben schwer machen. In der Politik und den Behörden sitzen „Alte“, die Ordnungshüter werden von „Alten“ gelenkt, „Alte“ maßregeln die Jugend, weil sie sich zu sorglos gibt! Ja, es ist als junger Mensch vielleicht nicht einfach, hierbei die Geduld und die Fassung zu behalten – nur aus Solidarität mit den „Alten“…
Drum wundert es mich derzeit überhaupt nicht, dass Jugendliche in Teilen Europas den vergangenen Jahreswechsel ausgiebig in großen „illegalen“ Festen gefeiert haben! Der Nachholbedarf ist erdrückend, die „Alten“ haben den Jungen das Leben in den vergangenen Monaten vielleicht zu unnötig schwer gemacht. Jetzt beginnen sich die Jungen aufzulehnen. Für mich nichts als eine natürliche Folge der zahlreichen Verbote – Vergleiche mit früheren Jugendunruhen sind vielleicht nicht ganz abwegig. Corona trifft die allerwenigsten Jugendlichen hart, warum sich also darüber Sorgen machen? Die „Alten“ werden sowieso irgendwann einmal nicht mehr da sein…
Vielleicht sollten die Entscheidungsträger/innen hier einmal versuchen, sich in die Gedanken solcher Jugendlicher zu versetzen. Und die Erkenntnisse dann in ihre Überlegungen einfließen lassen, wenn sie wieder „gezwungen sind“ neue zusätzliche Restriktionen zu erlassen! Und wen’s interessiert: ich bin mit 55 selber auch schon ein „Alter“, wenngleich ich mich noch nicht als solcher fühle.
Johann Jucker, Neerach