von: PEN Schweiz
17. September 2015
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Mitteilung von PEN Schweiz: Die Zahl verfolgter Schriftsteller und Medienschaffender in vielen Ländern ist erschreckend gross. Manchmal gelingt diesen Autoren die Flucht oder die Ausreise ins Ausland. Eine Rückkehr in die Heimat ist häufig während längerer Zeit nicht möglich. Das „Vergehen“ dieser Autorinnen und Autoren ist einzig ihr Eintreten für die Meinungsfreiheit in autoritär geführten Staaten, in denen die Freiheit des Wortes nicht gewährleistet ist. Manchmal reicht ein einziger Satz in einem Roman oder eine Zeile in einem Gedicht, um verhaftet zu werden. Nicht wenige dieser Autoren werden systematisch an der Ausübung ihres Berufs gehindert. Die Zentrale des international tätigen PEN, des Zusammenschlusses von Autorinnen und Autoren in 140 Ländern, kann nachweisen, dass weltweit zurzeit über 800 Autoren und Autorinnen staatlichen Repressionen ausgesetzt sind, weil sie sich politisch oder zivilgesellschaftlich engagieren. Zu den meist genannten Ländern, in denen Autoren verfolgt werden, gehören Russland, Iran, Mexiko, China und auch die Türkei.
Was sich in anderen europäischen Ländern sowie in den USA Kanada und Mexiko seit mehreren Jahren gut bewährt hat, nimmt das DSPZ im Oktober erstmals in der Schweiz auf. Das DSPZ hat im Rahmen seines «Writers-in-Exile» Programms mit dem internationalen Städte-Netzwerk ICORN (International Cities of Refuge Network) einen Vertrag abgeschlossen und ist Mitglied dieses Städtenetzwerkes geworden. Dieses Netzwerk, welches als Verein konstituiert ist, besteht heute aus etwa vierzig Städten. Einige davon sind grosse Kulturstädte wie Barcelona, Brüssel, Amsterdam und Mexiko City, andere sind kleinere Städte wie etwa Aarhus in Dänemark. In diesen ICORN-Städten stehen Ateliers für verfolgte Schriftsteller und Journalisten zur Verfügung.
Ein solches Atelier im Stadtzentrum von Luzern soll Schreibenden, die in ihrer Heimat an der Arbeit gehindert werden, die Möglichkeit geben, während eines Jahres oder für die Dauer von zwei Jahren an ihren Projekten ungestört weiterzuarbeiten. Luzern ist damit die erste Schweizer Stadt auf der Liste der „Cities of Refuge“. Der jeweilige Bewohner des Gastateliers erhält ein Stipendium für seine Lebensunterhaltskosten. Gleichzeitig soll er während seines Aufenthaltes ein Teil des literarischen Lebens der Schweiz werden. Das DSPZ verpflichtet sich, die Stipendiaten bei den vielfältigen Problemen des Alltags zu unterstützen. ICORN überprüft sorgfältig die Gesuche der Autoren auf der Grundlage der vom Writers-in-Prison-Komitee der Londoner Zentrale von PEN zusammengetragenen Informationen, ob es sich beim Kandidaten tatsächlich um einen verfolgten Autor handelt.
INTERNATIONALER PEN ZUR LAGE DER FLÜCHTLINGE IN EUROPA
Die Lage in Syrien wird für die Menschen immer bedrohlicher, zudem können Syriens Nachbarstaaten kaum noch die vielen Flüchtlinge aufnehmen. Immer mehr Flüchtlinge strömen aus dem Nahen Osten und aus Afrika nach Europa. Noch erreichen vergleichsweise wenige Flüchtlinge die Schweiz und zeigt sich die hiesige Bevölkerung hilfsbereit. Die Verpflichtung, sich für Flüchtlinge einzusetzen, ergebe sich unmittelbar aus der Charta des internationalen PEN, so der internationale Präsident John Ralston Saul: „Literatur kennt keine Landesgrenzen. Mitglieder des PEN verpflichten sich, mit äußerster Kraft für die Bekämpfung von Rassen-, Klassen- und Völkerhass und für das Ideal einer einigen Welt und einer in Frieden lebenden Menschheit zu wirken. Wir können unseren Auftrag, verfolgten Schriftstellerkollegen zu helfen, nicht trennen von dem größeren humanitären Mandat, uns für ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Völkern einzusetzen.” An der diesjährigen internationalen PEN-Jahrestagung im Oktober in Quebec wird die dramatische Lage der Flüchtlinge weltweit im Zentrum der Diskussionen stehen. In einer Erklärung mahnt PEN International die gesamteuropäische Verantwortung für menschenwürdige Flüchtlingspolitik und Asylgesetzgebung und fordert Solidarität mit und Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen.
Hier der Wortlaut der Stellungnahme von PEN International zur Lage der Flüchtlinge:
Weitere Informationen: WWW.PEN-DSCHWEIZ.CH
DeutschSchweizer PEN Zentrum, Burgunderstr. 13a, 3018 Bern, 079 657 77 71, office@pen-dschweiz.ch