von: Evelyne Binsack
30. August 2016

Evelyne Binsack berichtet von der Nordpol-Expedition

Die Schweizer Extrem-Outdoor-Sportlerin informiert die Medien über ihre Expedition.

© Evelyne Binsack beim Sommertraining

 

Hier meine News zur zweiten Etappe meiner Nordpol-Expedition „90°North – 100%Commitment“:

Wer ein Lächeln von ihm sucht, sucht vergeblich. Rau, ja sogar mürrisch schaut er drein, als ob das Leben nur das Spielfeld des Ernstes böte.

Der Norwegische Friedensnobelpreisträger Fritjof Nansen (1861-1930) auf dessen Spuren ich auf meiner zweiten Etappe von „90°North – 100%Commitment“ Grönland von Ost nach West durchquere, war gleichzeitig Polarforscher und Zoologe und setzte, was Expeditionen in arktischem Klima betrifft, neue Massstäbe. Allerdings diente seine Grönlanddurchquerung im Jahr 1888 (die erste der Geschichte überhaupt) nicht einem narzisstischen Persönlichkeitsausdruck wie das heute von uns „Nachfolgern“ empfunden werden könnte, sondern er sammelte als Polarforscher zusätzliche Erfahrungen, um auf seiner Nordpolar-Expedition zwischen 1893-1896 die bis dahin größt erreichte Annäherung an den Nordpol zu wagen. Mit 86° und 13.6 Minuten nördlicher Breite blieb er aber dem unwirtlichsten, rauesten und wohl auch gefährlichsten Punkt unserer Welt trotzdem noch 358 Kilometer fern. Die erste Nordpol-Begehung könnte von den US-amerikanischen Forschern Robert E. Pery und Matthew Henson mit Inuits 1909 gelungen sein, aber ihre Aufzeichnungen sind für einen Beweis nicht ausreichend genug.  Mein Gang zum Nordpol wird noch warten müssen. Bis im März nächsten Jahres, wenn das Meereis gefroren und die Tage nicht mehr nur Nächte sind.

Mich hat die „alte Garde“ natürlich immer sehr beeindruckt, aber nie inspiriert. Was mich fasziniert am Gang meines „Dritten Pols“ (nach Everest und Südpol nur der Nordpol) sind die eigenen Erfahrungen, die Mechanismen von mentalen Prozessen um diese Erfahrungen an andere Menschen weiterzuempfehlen.

Inzwischen blicke ich auf dreieinhalb Jahrzehnte Alpinismus und zweieinhalb Jahrzehnte Expeditionserfahrung im Himalaja und in polaren Regionen zurück. Und ja, Expeditionen und Leistungs-Alpinismus dienten mir auch, um mich von einer sich konkurrierenden, ellbögelnden Gesellschaft abzuheben, um mich zu verwirklichen und um mich zu entdecken. Dabei ging es mir aber nie um Narzissmus. Bei aller Öffentlichkeitsarbeit, die ich bis anhin mittels meinen Expeditionen und Kletterbegehungen geleistet habe, verlor nie den Blick nach aussen, auf das Gesamte, Ganze. Und während mir früher meine alpinen Begehungen wie der Solo-Durchstieg der Eiger-Nordostwand, meine Expedition auf den Gipfel des Everest und der Gang zum Südpol einen tiefen Einblick in die Abläufe der Angstbewältigung, des Durchhaltewillens und der Willenskraft boten, richtet sich heute meine Aufmerksamkeit bei der Bewältigung schwieriger Aufgaben auf das Innenleben eines Einzelnen eingebettet in den gesamten Organismus rundherum als Team. Deswegen und auch aus pragmatischen Gründen (Dänemark vergibt keine Bewilligungen für Solo-Expeditionen auf Grönland) habe ich mich auf den Permit einer bestehenden Gruppe gesetzt. Ich werde die ca. 600 Kilometer von Ostgrönland (Tasiilaq) nach Westgrönland (Nuuk) auf der nach Fritjof Nansen benannten „Nansen-Route“ mit einem Team unternehmen, das der Norweger Börge Ousland zusammengestellt hat. Gleichzeitig dient mir der Gang durch Grönland (nach den Erfahrungen meiner Südpol-Expedition vor neun Jahren) als Refresher und als Vorbereitung für die „Königsetappe“ nächstes Jahr, den Gang zum Nordpol. Am nächsten Montag setze ich über, auf die Insel des „Grünen Landes“ auf Grönland, der Insel des (hoffentlich) ewigen Eises.

Evelyne Binsack in einer Medieninformation

  1. Etappe: Fahrrad-Tour von vor der Haustür bis zum Nordkap (21. Mai bis 2. Juli 2016)
  2. Etappe: Grönlanddurchquerung vom 18. August bis 20. September 2016

3.+4. Etappe: Traversierung Spitzbergen und Gang zum Nordpol ab Russischer Polarstation (ab März 2017)

Bildlegende: Sommerliches Training (ziehen eines 70kg schweren Bagger-Pneus) wie es dann in Wirklichkeit im polaren Gebiet (bis 100kg schwerer Schlitten) aussieht. (Nahrungsmittel, Kochgelegenheit, Brennstoff, Zelt, Schlafsack, Navigation etc.)

Kontakt und mehr Infos: www.binsack.ch