von: Urs Heinz Aerni
12. März 2017

Eulen für den Frieden

Der Ornithologe Yossi Leshem aus Tel Aviv leistet erstaunliches.

© Kosmos

Im latenten Krisengebiet Nahost könnten Schleiereulen mehr bewirken als Friedenstauben und erst recht mehr als mit Dickschädel bestückte Politiker. Der Zoologieprofessor Yossi Leshem aus Tel Aviv erfand ein Mittel zur Völkerverständigung. Entstanden ist es durch sein Hauptanliegen: den Schutz der Schleiereule in einem notorischen Krisengebiet. Der Nahe Osten gehört zu den wichtigsten Routen von Millionen Zugvögeln; sie überfliegen den Jordangraben, die Grenze zwischen Jordanien, Israel und dem Westjordanland. Während sich unten Menschen gegenseitig beschiessen und belagern, segeln oben andere Erdbewohner, die sich keinen Deut um den gigantischen Streit bei der «Krone der Schöpfung» kümmern. Dazu gehören die Schleiereulen, die aus Aberglauben und durch die Zerstörung ihres Lebensraums fast ausgerottet wurden. Bauern vergiften Mäuse mit Pestiziden, die wiederum im Magen der Eule landen. Leshem gelingt es aber immer mehr, den Bauern zu beweisen, dass Eulen besser als Gift gegen die zu vielen Mäuse wirken. Mittlerweile geht die Mäuseplage zurück und die Bestände der Eulen stabilisieren sich. Munitionskästen der israelischen Armee wurden zu Nistkästen für die Schleiereule umfunktioniert und das Projekt löst eine grenzübergreifende Verständigung aus, von der die Politik nur träumen kann. Gegenüber dem Magazin Welt der Tiere sagt Leshem: «In den letzten Jahren fanden in Jordanien wiederholt Seminare für Dutzende Lehrer – Palästinenser und Israeli – statt; und wir arbeiten zusammen wie die besten Freunde! Nur die Politik versagt»

(Wurde auch im Magazin Zeitpunkt veröffentlicht)

Der passende Buchtipp: 

Titel: Die Eulen Europas
Untertitel: Biologie, Kennzeichen, Bestände
Autor: Theodor Mebs ,  Wolfgang Scherzinger
EAN: 9783440116425
ISBN: 978-3-440-11642-5
Format: Fester Einband
Herausgeber: Kosmos