von: Urs Heinz Aerni
25. April 2015

EU-Literaturpreis für Tiroler Autorin Carolina Schutti

Ihr neuer Roman heißt "Eulen fliegen lautlos"

© Edition Laurin

Carolina Schuttis Novelle ist ein stiller, zerbrechlicher Text, dessen Hauptfigur, der Bub Jakob, an der Sprachlosigkeit seiner ländlichen Umgebung scheitert. Es ist eine beklemmende Welt, in der er aufwächst: Der Vater kneift ihm zu Tisch in die Rippen und nimmt sich Kartoffeln, Käse und Milch, die Mutter blickt stumm, bevor sie einen Faden in die Runde wirft, an dem sich stockend ein Gespräch entspinnt. Das Gespräch führt in ein Kartenspiel, das Kartenspiel in die Nacht. Anderntags hört Jakob die Mutter im Gras kaum näherkommen, denn Schatten auf Schatten sieht man nicht, und erschrickt, als sie plötzlich hinter ihm steht und ihre Hand auf seine Schulter legt. Eigenwillig, subtil und hintersinnig im Umgang mit Leitmotiven und Bildern erzählt Carolina Schutti die Geschichte einer kindlichen Verstörung und zieht die Lesenden in die rätselhafte Atmosphäre einer seltsam fremden Welt.

„Eine schneebedeckte Fläche weitet sich schließlich, kurz bevor Jakob die Beine schwer werden vom Heben der Stiefel, in der Mitte sieht er einen dunklen Kreis. Warm sind die Hände, die Zehen auch, man kann krank werden, wenn Kälte an den Füßen nagt. Warm schwappt der Atem aus seinem Mund, schnell und fast ohne Laut.“ pd

Carolina Schutti wurde 1976 in Innsbruck geboren, Studium der Konzertgitarre und Germanistik, Anglistik/Amerikanistik an der Universität Innsbruck. Lektorin an der Universität Florenz, Mitarbeiterin im Literaturhaus am Inn. Österreichisches Staatsstipendium für Literatur, Alois Vogel Literaturpreis, EU-Literaturpreis 2015. Zuletzt erschienen: Wer getragen wird, braucht keine Schuhe (2010), Einmal muss ich über weiches Gras gelaufen sein (2012).

Das Buch: Carolina Schutti: Eulen fliegen lautlos, Novelle, Edition Laurin

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