von: Urs Heinz Aerni
21. Februar 2019
© Arisverlag - Daniel Sonder
Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…
Daniel Sonder: …das Eindringen in fremde Geister und dort im günstigen Fall für heilsame Aufruhr zu sorgen, oder dann halt für kuscheliges sich Hinwegträumen.
Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:
Sonder: Auf dem Sofa, längs ausgestreckt, allerdings nur halb, da Oberkörper an der Seitenlehne aufgestützt, auf den Oberschenkeln das Notebook, dabei in unregelmässigen Abständen jedoch häufig aufstehend, um auf den Zürichsee zu gucken, oder Kaffee rauszulassen, oder auch, frei von jeglichen Entleerungsdrängen, die Toilette aufzusuchen…oder sonstige Fluchtbewegungen zu vollziehen.
Aerni: Der Lesende darf mein Buch…
Sonder: … nach dem Kauf (entgeltlicher Erwerb) und anschliessend prominenter Platzierung im Büchergestell sowie gelegentlichen Begeisterungsbekundungen darüber, auch ungelesen lassen.
Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…
Sonder: … das zufällig Wirkliche verabsolutieren und das ebenso gut Mögliche der Artikulation berauben. Ein Realitätstotalitarismus würde in ihr herrschen und unter ihm ein verengtes ödes Leben ablaufen.
Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…
Sonder: … sich in fremde Welten befördern zu lassen und das vorbildlichst CO2-neutral.
Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…
Sonder: … ein bisschen Schöpfergott sein (auch wenn das mit den sieben Tagen dann nicht so ganz hinkommt), oder, für Andersgläubige, es urknallen lassen im Kleinstformat.
Daniel Sonder, 1952 geboren in Chur, studierte Psychologie und Philosophie in Zürich. Im Anschluss war er viele Jahre in der Softwareentwicklung tätig. Das Schreiben, mehr oder weniger im Verborgenen, beschäftigt ihn schon lange. Mit dem Roman Der Schönschreiber tritt er nun erstmals an die Öffentlichkeit. Daniel Sonder ist Vater von drei erwachsenen Töchtern und lebt in Meilen am Zürichsee.