von: Urs Heinz Aerni
11. Mai 2020

„Es könnte der letzte Roman sein“

Raphael Romano amtet im Kanton Bern als Verkehrs- und Notfallpsychologe und legt nun seinen zweiten Roman zu einer zeitlich ausholenden Familiengeschichte vor. Hier gibt er Auskunft über die Hintergründe des Buches.

© Raphael Romona - pd

Aerni: Vom Pfarrerssohn als Familienvater zur Psychologie unter anderem als Verkehrs- und Notfallspsychologe zum Buchautor. War das Schreiben schon immer lebensbegleitend oder…?

Raphael Romano: Eigentlich gar nicht. Ich habe es gehasst in der Schule Aufsätze zu schreiben. Habe ab und zu eine Reklamation verfasst oder einen Leserbrief geschrieben. Früher vielleicht eine kurze Postkarte und das wars dann auch schon. Im Alter von 45 Jahren habe ich dann mal völlig aus dem Nichts eine Geschichte niedergeschrieben, welche dann zu meinem ersten Buch führte „Bin nicht von dieser Welt“.

Aerni: In dem hier vorliegenden Roman handelt es sich um eine Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg. Sogar mit einem Namensregister. Lernten Sie diese literarische Familie im Schreibprozess kennen oder stand das Personal schon vorher fest?

Romano: Bei meinen Geschichten steht am Anfang ein Grobkonzept, knapp eine A4 Seite, also sehr rudimentär. Aus diesen Angaben entwickeln sich dann die einzelnen Figuren im Detail und meistens erst im Verlaufe des Schreibprozesses.

Aerni: Kein Roman ohne das Leben, die Liebe und der Tod. Eine Figur stirbt in einem Park in Anwesenheit einer jungen Frau. Ein Traumtod für Sie?

Romano: Für wen nicht? Ich denke dabei eher an das plötzliche Ende als an die junge Frau. Ohne Schmerz und Pein und in der Gewissheit gelebt zu haben, nichts zu bereuen, keine Last zu sein, einfach gehen und gespannt sein, was da auf einen zukommt. Wer möchte nicht auf diese Weise sterben?

Aerni: Während der Lektüre wähnt man sich plötzlich im eigenen Versuch, herauszufinden, ob man mit dem eigenen Leben zufrieden ist. Ein gewünschter Effekt?

Romano: Nicht bewusst. Was ich mich aber immer wieder in meinem Leben gefragt habe: Bin ich zufrieden arrangiert oder lebendig glücklich?

Aerni: Gibt es bei Ihnen Meinungen über das und Fragen an das Leben, die durch das Schreiben dieses Buches, verändert haben?

Romano: Nein. Das Buch wiedergibt Ideen, die für mich persönlich nicht neu sind. Trotzdem merkt man natürlich, dass Gehörtes, Erlebtes und Fantasiertes immer wieder mit hineinfließt. Es ist nicht so, dass ich mit dem Schreiben dieses Buches die große Erleuchtung gefunden habe. Ich bin nicht jemand, der ohne Schreiben nicht sein kann. Es könnte gut mein letzter Roman sein.

Aerni: Eine Verfilmung würde sich wohl schon in einen Feel-good-movie münden. Entspräche dies Ihrer Vorstellung?

Romano: Jawohl, Filme, die ein Happyend haben sind einfach leichter zu ertragen. Mein Buch soll unterhalten, berühren, betroffen machen, Lust auf mehr auslösen.

Aerni: Wenn wir ein Bild mit einem lesenden Menschen mit Ihrem Buch in den Händen malten, wie müsste es aussehen?

Romano: Ich gehe einem Strand entlang und sehe auf einem Liegestuhl eine Person, die mein Buch liest. Ich spreche sie an, sie weiss nicht, dass ich der Autor bin. Ich sage ihr jedoch, dass ich diesen Roman auch gelesen hätte.  Ich frage sie: „Wie hat Ihnen das Buch bis jetzt gefallen?“ Wir diskutieren lang darüber…

 


 

Raphael Romano wurde in Fischenthal in der Schweiz in eine Pfarrfamilie mit sechs Geschwistern geboren. Nach zwei Jahren Schultätigkeit studierte er in Bern Psychologie und dozierte mehrere Jahre an einer Pädagogischen Hochschule. Heute ist er als Psychotherapeut und Notfallpsychologe in eigener Praxis tätig. Dies ist sein zweiter Roman.

Das Buch: «Von Menschen und Eseln» ein Roman von Raphael Romano, Verlag Schweizer Literaturgesellschaft, ISBN 978-3-03883-079-5