von: Urs Heinz Aerni
25. Februar 2016
© X Verleih - Beate gespielt von Steffi Kühnert
Um das geht es laut Produzent:
Beate wird 50. Ihr Leben ist erfüllt von ihrer Arbeit in einer Großwäscherei aber vor allem von ihrer Hingabe zu ihren – eigentlich schon erwachsenen – Kindern. Ob die Betreuung der Enkelin nach der Schule – die Tochter steckt mitten im Examen – oder die Gesamtversorgung ihres Sohnes nebst schwangerer Freundin, die bei ihr im Haus leben, Beate kümmert sich um alles. Auch für ihre beste Freundin Henni und deren aufregendes Liebesleben hat sie immer ein offenes Ohr.
Eine beunruhigende ärztliche Diagnose bringt sie dazu, sich mit ihrem Leben auseinanderzusetzen, und mündet in der Idee, einen Jugendtraum zu verwirklichen: Einmal durch den Ärmelkanal schwimmen…
Nicht unrealistisch für die ehemalige Leistungssportlerin, die ihre Hoffnung auf eine olympische Medaille wegen der Geburt der Tochter aufgeben musste. Mit großer Energie und aller verfügbarer Zeit stürzt sich Beate in das harte Training. Aber da sind noch ihre Kinder, die plötzlich alleine mit dem Alltag klar kommen sollen und die Welt nicht mehr verstehen. Gegen deren Widerstand, aber mit ihrer Freundin Henni an der Seite, macht sie einmal im Leben nur etwas für sich und begibt sich auf den Weg durch das Meer von Dover nach Calais – und zu sich selbst.
Kommentar von unserem Korrespondenten Urs Heinz Aerni:
Er hoffe, so der Regisseur Marc Rensing auf meine Frage nach der Herausforderung im Umgang von Humor und Tragik, dass ihm diese Balance gelungen sei. Dafür gab es im Zürcher Kino Le Paris Szenenapplaus. Ihm, seinem Produktions-Team und dem hervorragenden Personal der schauspielenden Zunft, ist ein sehr sehenswerter Film gelungen, in dem die Hauptfigur Beate dem Betrachtenden ganz nah wird, jedoch ohne ihre wichtigen Protagonisten im Umfeld zu verlieren. Die charakteristische Einkreisung im Laufe des Films lässt die Sorgen und der sich neu aufkeimende Lebenswille nach der Krebsdiagnose nachvollziehen, so dass die Emotionen während der Kinozeit keine Sendepause haben.
Die Dialoge sind pointiert, und auf alle Figuren sehr gelungen zugeschnitten. Die Kamerafahrt zum Beispiel während ihrer Arbeit in der Wäscherei oder zuhause beim Hausputz gaben eine dramaturgische Parallele. Die Musik führte subtil und manchmal auch dominant durch eine Geschichte, die trotz offenem Krankheitsverlauf eine lebensbejahende Schlussnote setzte. Eine feine Story mit einer hervorragenden Steffi Kühnert. Solche Filme lassen hoffen auf künftiges Kino, das statt mit special effects wieder auf Schauspiel- und Erzählkunst setzt.
Ist als DVD im Handel erhältlich.