von: Edition Converso, Bad Herrenalb
25. Februar 2022

Drei Neuerscheinungen zu Pier Paolo Pasolinis 100. Geburtstag am 5. März 2022

Ein Beitrag der Edition Converso in Bad Herrenalb

© Edition Converso

Am 5. März 2022 wäre Pier Paolo Pasolini hundert Jahre alt geworden: Im Andenken erscheinen in der Edition Converso drei Bücher, die neue Perspektiven auf den großen italienischen Intellektuellen eröffnen und zeigen, wie lebendig, facettenreich und auch unbequem sein Werk heute noch ist.

„Der Torschützenkönig ist unter die Dichter gegangen“ von Valerio Curcio – samt einem Vorwort von Moritz Rinke und einem Interview mit Dacia Maraini – nimmt Pasolinis Fußball-Leidenschaft in den Blick: Da sind seine Liebe zum FC Bologna; seine eigenen Erfahrungen als Spieler – auf kleinen Plätzen der römischen Vorstadt wie in großen Stadien mit der Nationalmannschaft aus darstellenden Künstlern; die Spuren, die der Fußball in seinem Werk hinterlassen hat; seine Arbeit als Sportreporter; und seine originellen Beiträge zur Rolle des Fußballs als letztem religiösen Ritus der zeitgenössischen Gesellschaft. Im Fußball schöpft Pasolini Kraft und Inspiration – und er versteht ihn als universelle Sprache, als Mittel des Austauschs und der sozialen Teilhabe.

Im Juni 1942 verfasst der 20-jährige Pasolini den Bericht „Italienische Kultur und europäische Kultur in Weimar“, in dem er sich mit verblüffenden Einschätzungen zur Teilnahme an der „Kulturkundgebung der Europäischen Jugend Weimar – Florenz (18.–23. Juni 1942)“, veranstaltet von der Reichsjugendführung, bekennt. Bricht Pasolini ahnungslos ins Nazideutschland auf? Genügt ihm der Glaube an einen natürlichen Antagonismus zwischen Politik und Kultur? Ausgehend von diesem Text – der vielerlei Umdeutungen erfahren hat und hier erstmals in Übersetzung vorliegt – beschreibt „Eine Jugend im Faschismus“ (mit Beiträgen von Florian Baranyi und Monika Lustig) ein biografisches, historisches und kulturelles Spannungsfeld und hinterfragt die Mechanismen hinter der Entstehung des „Mythos Pasolini“.

In Pier Paolo Pasolinis Nachlass schlummerte über Jahrzehnte ein ungewöhnlicher Schatz: Nun erscheint der autobiografisch grundierte Gedichtzyklus „112 Gedichte für Ninetto“, entstanden zwischen 1971 und 1973 und zu Lebzeiten des Autors unveröffentlicht, erstmals in deutscher Übersetzung (übertragen von Theresia Prammer). Ein Canzoniere mit Liebes-, Schmerz- und Schmähgedichten, dessen Entstehung eine traumatische Episode voranging: Ninetto Davoli, Pasolinis „Lebensmensch“ und Protagonist vieler seiner Filme, hatte beschlossen, seine Gefährtin Patrizia zu heiraten. In einem SOS des Begehrens macht Pasolini seiner Kränkung Luft und lässt die Etappen einer ungleichen Beziehung Revue passieren. Die persönliche Enttäuschung bestätigt ihn in der Haltung, die ihn zu Beginn der 70er Jahre die „offiziell“ gewährte Freiheit verurteilen ließ: als Beleidigung der urtümlichen Kraft des Eros, der nicht in das Korsett von Ware oder Pflicht gezwängt werden darf. Im Bewusstsein eines Scheiterns, das über seinen Anlass hinausweist, gelangt der Verlassene an einen Punkt, von dem aus nur die Flucht nach vorn bleibt: „Ich hingegen lebe die Existenz / des Anderen, dem nichts übrigbleibt, als / für den Geliebten das Beste zu wollen.“

 

Weitere Informationen: https://www.edition-converso.com/