von: H. S. Eglund
8. November 2020
Das Grab von Bärbel Bohley auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. © HS Eglund
Still ist es, regnerisch und kühl, richtiger Novembermist. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof unweit des früheren Tränenpalastes an der Friedrichstraße stehe ich an einem Findling, aufgerichtet für Bärbel Bohley, die hier seit 2010 liegt. Mehr als tausend Leute hatten damals den Trauergottesdienst in der Gethsemane-Kirche im Prenzlauer Berg besucht, ihre Beerdigung geriet zum medialen Ereignis.
Im Herbst 2020 liegt ein Gebinde des Regierenden Bürgermeisters am Beet, angeschmuddelt durch den Regen. Keine weiteren Blumen, nichts. Efeu statt Lorbeeren? Wächst das Gras des Vergessens über ihrem Grab?
Bärbel Bohley war Bürgerrechtlerin, Frauenrechtlerin, emotional, nahe am Wasser gebaut und in ihrem Engagement vor allem ihm verpflichtet: dem Frieden. Klingt pathetisch, war es aber nicht. Nicht in ihrem Fall, denn nichts lag ihr ferner, als die patriarchale Geste des Siegerkranzes. Und nichts so nah wie die Friedenstaube von Picasso, Maler wie sie.
Zwanzig Jahre vor ihrem Tod – im September 1989 – gehörte Bohley zu den Mitgründern des Neuen Forums in der DDR. Dem war eine erstaunliche Wandlung vorausgegangen, denn die im Spätmai 1945 geborene Berlinerin ging zunächst den geraden Weg des DDR-Sozialismus: Abitur, Lehrabschluss als Industriekauffrau, danach Ausbilderin für Lehrlinge.
Doch etwas im Alltag der DDR, ihrer Industrie, der „materiellen Produktion“ muss ihr gegen den Strich gegangen sein. Denn 1969 beginnt sie ein Studium an der Kunsthochschule in Weißensee, macht 1974 ihr Diplom als Malerin – und lebt fortan freischaffend. Das war in der DDR genauso ungewöhnlich wie suspekt – Solo Sunny im Atelier.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie im Blog von H.S. Eglund. Aus der Feder des Autors erschien der Wenderoman Die Glöckner von Utopia. Leseproben und Auszüge im Audioformat finden Sie gleichfalls auf seiner Website.