von: Urs Heinz Aerni
24. Dezember 2018
© Bucher Verlag
Urs Heinz Aerni: Sie gaben Ihrem Buch, mit dem Sie historische Ereignisse und ihre Hintergründe dokumentieren, den Titel „Der letzte Schritt der Vernunft“. Klingt etwas kulturpessimistisch, oder?
Matthias Jäger: Ich bin tatsächlich der Meinung, dass die Kulturkrise, die zu den beiden Weltkriegen geführt hat, noch nicht wirklich überwunden ist. Den Sicherungen, die wir entwickelt haben, haftet etwas Angestrengtes, Zerbrechliches an. Blaise Pascal könnte helfen. Pascal meint nämlich: „Der letzte Schritt der Vernunft ist es, anzuerkennen, dass es eine Unendlichkeit von Dingen gibt, die sie übersteigen.“ Der Schlussteil meines Buches ist von diesem Satz inspiriert.
Aerni: Sie bringen Momente der Geschichte dem Lesenden sehr nah, auch das Allzumenschliche drum herum. Was war die Inizialzündung zu diesem Buch?
Jäger: Ich habe eine Martin-Luther-King-Biographie gelesen. Und war sehr beeindruckt. Aber im tiefsten Inneren berührt war ich nicht. Dann habe ich eine Martin-Luther-Biographie gelesen. Und war tief bewegt. Wie kann es sein, habe ich mir damals gedacht, dass ein Kampf, der 500 Jahre zurückliegt, mich stärker berührt als ein zeitnah stattgefundener überaus bemerkenswerter Kampf um Bürgerrechte? Ich habe fast schon körperlich gespürt, dass der Kampf Martin Luthers etwas mit mir zu tun hat, genauer: mit dem mitteleuropäischen kollektiven Bewusstsein, dem ich nicht entkommen kann, selbst, wenn ich es wollte.
Aerni: Blickt man so in die menschliche Geschichte zurück, so dürfte schon Zweifel an der Vernunft des Homo sapiens aufkommen. Oder sehen Sie das anders?
Jäger: Man darf aber auch nicht vergessen, dass es immer wieder beeindruckende Versuche gegeben hat, „vernünftig“ zu sein. War nicht das Bemühen der hochmittelalterlichen Mönche von Cluny, im Armen, der an die Klosterpforte klopft, Christus selbst erkennen zu können, auf eine wundervolle Art vernünftig?
Aerni: Beschreiben Sie mir Ihre Wunschleserin und Wunschleser?
Jäger: Das sind jene Leserinnen und Leser, die Spannung lieben und eine gute Erzählung schätzen.
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Matthias Jäger, stammt aus Hohenems in Österreich, Jahrgang 1967, Jurist, Versicherungsagent, Privatgelehrter. Mit »Der letzte Schritt der Vernunft« hat er das Buch geschrieben, das er selbst immer gerne gelesen hätte. Das Buch „Der letzte Schritt der Vernunft“ von Matthias Jäger hat 552 Seiten und ist im Bucher Verlag erschienen, ISBN 378-3-99018-402-8