von: Urs Heinz Aerni
20. Mai 2019

„Der eigene Kopf und die Welt“

Wir fragen Schreibende nach ihrem Verhältnis zur Sprache, zur Arbeit und zu Büchern.

© Beat Gloor - Textcontrol

 

 

Urs Heinz Aerni: Die Kraft der Sprache ermöglicht…

Beat Gloor: … einen Weg vom Denken zum Handeln.

Aerni: Mein Lieblingsschreibort ist:

Gloor: … der eigene Kopf und die Welt.

Aerni: Lesende dürfen meine Bücher…

Gloor: … auch verbrennen. Oder nicht lesen.

Aerni: Eine Welt ohne Bücher würde…

Gloor: Man muss Philosoph genug sein, um zu anerkennen, dass nicht allzu viel fehlen würde. Desgleichen beim Aussterben der Menschheit.

Aerni: Die Fähigkeit des Lesens ermöglicht…

Gloor: Einsicht, Verständnis, Toleranz und Pluralismus: Du darfst anders sein als ich und wir sind doch alle gleich wertvoll.

Aerni: Die Arbeit mit Sprache und Geschichten bedeutet für mich…

Gloor: Das Wesen der Welt lässt sich am besten im Wesen der Sprache erfahren. Es gibt kein anderes System, das die Wirklichkeit so lange und so genau nachgebildet hat. Die Wörter wissen Bescheid. Sie sagen mehr aus über uns, als wir mit ihnen je zu sagen vermögen. Ich gebe deshalb der Sprache das Wort und lasse sie an meiner Stelle sprechen. Statt Geschichten zu erzählen, spanne ich kleine Wortzelte auf oder projiziere Sprachdias:

Den Schmerz, dass wir nicht mehr Teil sind der Natur, haben wir Ichgenannt.

Wenn eins besonders groß wird, ist es manchmal fast ein bisschen zwei.

Wahr ist nur, was eben war.

 


Beat Gloor (*1959) hat Erfahrungen als Programmierer, Pianist und Papperlapappi gesammelt. Seit 1989 führt er das verlagsunabhängige Unternehmen Text Control, das sich mit Lektorat, Stil, Schreiben und Namensfindung beschäftigt. Beat Gloor interessiert sich für alle Formen des Schreibens, des Sprechens und des Denkens. Er lebt in Klingnau, im Schweizer Kanton Aargau.

Besuchen Sie die Website von Beat Gloor und erfahren Sie, was eine Schimpfmaschine oder ein einsilbiges Wörterbuch ist.